Finanzbildung ist wichtig – Beziehungs-Investoren im Interview

Finanzbildung ist wichtig – Beziehungs-Investoren im Interview Nach einer längeren Pause gibt es heute wieder eine neue Interview-Folge. Zu Gast habe ich mit Marielle & Mike die Beziehungs-Investoren. Sie sind noch jung, haben bereits einen kleinen Sohn, arbeiten neben ihren Hauptjobs noch an zahlreichen eigenen Projekten und strotzen nur so vor Selbstbewusstsein und finanzieller Bildung. So sagt Marielle selbst: „Ich muss mir wegen Geld keinen Druck machen … ich werde nie in Geldprobleme geraten, da ich sparsam, motiviert und rational bin.“ Wow, eine starke Einstellung und Finanzwissen, welche die beiden da mitbringen. Finanzbildung sollte mittlerweile zur ökonomische Allgemeinbildung gehören, denn diese ist mittlerweile wichtig für die Vorsorge z.B. Altersvorsorge (Rente). An Schulen wird nicht viel über Finanzen gesprochen. Viele Schüler wissen garnicht was eine Inflation ist. Daher wäre es gar nicht so verkehrt in Schulen die finanzielle Bildung näherzubringen, denn das ist auch Teil der ökonomischen Bildung.

Das stetige Investieren von Zeit und Geld sowie die eigene finanzielle Weiterbildung und Veränderung im Bereich Finanzwissen ist für die beiden ein absolutes Muss. Ebenso ist financial literacy für die beiden sehr wichtig! Daher weiß ich, dass sie auf einem guten Weg sind ihre gesteckten Ziele zu erreichen. Aber lest & hört selbst. Da das Text-Interview nicht 1:1 das Audio wiedergibt, können wir euch beide Interview-Versionen empfehlen. Viel Spaß mit dem Interview.

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Liebe Beziehungs-Investoren, stellt euch doch bitte kurz unseren Lesern vor.

Finanzbildung ist wichtig – Beziehungs-Investoren Marielle & Mike im InterviewZuerst einmal vielen Dank für die Einladung zu diesem Interview – es freut uns sehr, dass wir dabei sein dürfen. Wir sind Marielle und Mike – online treten wir als „Beziehungs-Investoren“ in Erscheinung und führen seit 2016 den dazugehörigen Blog. Dort schreiben wir über Geld und Liebe in allen Facetten. Privat sind wir seit 2010 ein Paar und seit 2017 verheiratet. Durch die Geburt unseres Baby-Investors in 2018, nehmen auch Themen rund ums Investieren für Kinder zunehmend einen höheren Stellenwert bei uns ein.

Wir beide arbeiten derzeit Teilzeit (in Elternzeit) – Mike als Projektleitung für eine Schulkindbetreuung und Marielle als Personalentwicklerin bei einer Unternehmensberatung im Frankfurter Finanzsektor. Daneben organisieren und werkeln wir an den Beziehungs-Investoren, unserem Nebenprojekt Die besten Finanzbücher und entwickeln derzeit ein Finanzbildungs-Konzept für junge Erwachsene inklusive Workshops und einer Online-Plattform. Mit all dem sind wir mehr als gut beschäftigt und befinden uns damit auf dem Weg in die finanzielle Freiheit.

Wow, da seid ihr ja richtig am werkeln und das mit einem kleinen Kind. Hattet ihr selbst auch schon früh Berührung mit dem Thema Geld?

Finanzbildung ist wichtig – Beziehungs-Investoren Marielle & Mike im InterviewMarielle: Unsere finanzielle Lebensläufe waren individuell sehr unterschiedlich bis wir uns kennengelernt haben. Bei mir hat Geld schon immer eine große Rolle gespielt. Bei uns wurde zuhause offen über Geld gesprochen, meine Eltern haben bereits ein Depot für mich (und meine Geschwister) aufgebaut und ich habe frühzeitig den Mehrwert von Ersparnissen und Vermögensaufbau kennengelernt.

Die ersten Berührungspunkte mit der Börse hatte ich durch meinen Opa, der die DAX-Kurse per Teletext auf dem Fernseher verfolgt hat und uns erzählte, dass er all die Urlaube, die meine Großeltern machen, mit Aktiengewinnen bezahlt. Das hat mich so geprägt, dass ich mein Depot mit 18 liebend gerne selbst weiterführen wollte und angefangen habe mich über einzelne Unternehmen (mehr oder weniger tiefgehend) zu informieren, um zu investieren.

Mike: Bei mir war es etwas anders. Geld war in meiner Kindheit kein Thema bzw. es war dafür da, um ausgegeben zu werden. Mein Interesse an der Börse wurde erst durch Marielle geweckt. Wir investieren somit seit einem ähnlichen Zeitpunkt selber, allerdings mit einem sehr unterschiedlichen Startkapital. Für mich ist das ein riesiger Ansporn, mehr Kapital zu beschaffen, um dieses investieren zu können.

Zum jetzigen Zeitpunkt arbeiten wir in unserer Beziehung gemeinsam daran, finanziell frei zu werden. Dies werden wir allerdings nicht durch eine 80 % Sparquote und Minimalismus erreichen (unsere Sparquote liegt etwa bei 60 %), sondern durch unser Unternehmen. Unsere Ausgaben sind niedrig und wir arbeiten intensiv an der Steigerung unserer Einnahmen. Bei der Geldanlage investieren wir unser Geld besonders gerne in Reisen, Aktien, Immobilien und unser Unternehmen. Mit dieser Aufteilung sind wir sehr zufrieden.

Ihr habt bereits Immobilien, Aktien sowie euer Unternehmen als Asset-Klasse genannt. Was habt ihr noch so in eurem Depot oder trennt ihr euer Vermögen?

Finanzbildung ist wichtig – Beziehungs-Investoren Marielle & Mike im InterviewMarielle: Aufgrund der unterschiedlichen Ausgangslagen trennen wir unsere Depots und Konten weiterhin. Allerdings haben wir auch ein gemeinsames Depot. Mit der Hochzeit begannen wir gemeinsame Rücklagen auf einem Tagesgeldkonto aufzubauen. Mit dem Kauf unserer Immobilie wird das Gemeinsame jetzt noch einmal mehr werden.

Mike: Egal, ob wir unser Vermögen getrennt oder gemeinsam betrachten: Etwa 50 Prozent unseres Geldes ist an der Börse investiert – in ETFs für die Altersvorsorge und in Einzelaktien mit mittelfristigem Anlagehorizont. Marielle ist ein großer Dividendenaktien-Fan und hat neben unseren gemeinsamen Aktien noch einige weitere Werte in ihrem Depot. Einen aktuellen Status veröffentlichen wir jeden Monat in unserem Monatsabschluss auf unserem Blog. Die restlichen 50 % unseres Vermögens liegen in Cash für den nächsten Börsencrash bereit bzw. Marielle hat noch einen kleinen Teil (etwa 3%) in Crowdinvesting Projekte und einen ähnlichen Betrag in einen Bausparvertrag investiert.

Marielle: Vielleicht noch als Ergänzung: Zusätzlich haben wir noch zwei Immobilien, die zu unserem Portfolio gehören. In der einen wohnen wir derzeit, die andere wird gerade noch fertig gebaut und wir ziehen nächsten Sommer dort ein. Die Werte dieser Immobilien haben wir jedoch nicht mit eingerechnet, da wir derzeit aus keiner der beiden einen Cashflow generieren, sondern sie uns de facto aktuell nur Kosten bescheren.

Da seid ihr ja durchaus breit aufgestellt. Gibt es eine Anlageklasse die ihr favorisiert?

Finanzbildung ist wichtig – Beziehungs-Investoren Marielle & Mike im InterviewMarielle: Wie Mike gerade schon sagte, investiere ich besonders gerne in Dividendenaktien. Ich finde es ein tolles Gefühl einen guten Cashflow aus Dividenden zu haben. Das motiviert mich einfach ungemein, am investieren dran zu bleiben.

Mike: Wenn wir von den klassischen Kategorien ausgehen, dann würde ich Aktien im Allgemeinen benennen. Ich finde es faszinierend, wie viele großartige Unternehmen existieren. Am liebsten würde ich sie alle kaufen. Doch dazu fehlt derzeit das Kapital. In diesem Sinne kann ich Warren Buffett verstehen, der in seiner Biografie oftmals zitiert wird, dass ihm das nötige Cash fehlte, um all die Unternehmensanteile zu erwerben, die er unbedingt haben wollte.

Ansonsten würde ich sagen, dass Marielle und ich sehr passioniert an unserem Unternehmen arbeiten. Das besteht aus drei Komponenten Beziehungs-Investoren (unser Blog), die besten Finanzbücher (Affiliate-Seite) und Senkrechtdenker (Finanzbildung für junge Erwachsene). Hier investieren wir mit Abstand die meiste Zeit und zunehmend mehr Geld.

Vielen Dank für den Einblick. Aktien, genauer gesagt Dividendenaktien, sind ja auch mein Steckenpferd. Daher kann ich gut nachvollziehen, welche Freude ein stetig wachsender Cashflow bringt. Verfolgt ihr beim Investieren eine bestimmte Anlagestrategie und wie würdet ihr sie beschreiben?

Finanzbildung ist wichtig – Beziehungs-Investoren Marielle & Mike im InterviewMarielle: Unsere Anlagestrategie hat sich sehr entwickelt über die Jahre. Ich habe zu Beginn rein nach Gefühl gekauft und verkauft. Dann haben wir gemeinsam nach der Levermann-Strategie investiert und diese für uns abgewandelt. Jetzt nutzen wir weiterhin unsere selbst erstellte Kriterien-Liste und recherchieren genauer, wenn ein Unternehmen eine gewisse Punktzahl vorzuweisen hat. Überzeugt uns das Geschäftsmodell, investieren wir. Meist liest Mike den Geschäftsbericht ausführlich und berichtet mir dann davon. Sind wir beide überzeugt, kaufen wir gemeinsam. Ansonsten getrennt.

Mike: Wir halten es bei ETFs wie Warren Buffet – Buy and Hold. Bei Einzelaktien ist unser Anlagehorizont eher bei 3-5 Jahren. Wir möchten nicht kurzfristig traden, aber wir sehen schon, dass sich Rahmenbedingungen oder unternehmerisches Handeln verändern können. Daher kommt für uns auch ein Verkauf in Betracht bei Einzelaktien. Das sind individuelle Entscheidungen und nicht nach irgendwelchen Prozentwerten, o.ä. Es kommt auf die Überzeugungskraft des Unternehmens und seines Geschäftsmodelles an, wie lange wir dabei bleiben.

Marielle: In 2018 probierte ich erstmals die Dividendenstrategie von Christian W. Röhl und seinem Dividendenadel aus. Ein Fazit kann ich noch nicht ziehen, da das erste Investitionsjahr noch nicht abgeschlossen ist.

Mike: Insgesamt haben wir uns von diversen Investoren inspirieren lassen und unsere eigene Vorgehensweise entwickelt. Wir screenen Aktien nach Levermann, überprüfen das Geschäftsmodell und wägen Chancen und Risiken ab, wenn möglich testen wir das Unternehmen, steigen mit einer ersten Position ein und legen im Vorfeld fest, unter welchen Bedingungen wir aufstocken oder verkaufen.

Investieren von Geld (Aktien, Immobilien) und Zeit (eigenes Unternehmen) sind das A und O um finanziell frei zu werden. Wann werdet ihr aus euren Investments adäquate Erträge erzielen können?

Finanzbildung ist wichtig – Beziehungs-Investoren Marielle & Mike im InterviewMarielle: Aktuell beziehen wir einen sehr großen Anteil unseres Einkommens aus unseren Angestelltengehältern (bzw. aktuell dem dazugehörigen Elterngeld). Unser Business steht noch so am Anfang, dass wir hier keine Gewinne machen sondern alles reinvestieren. Unsere Immobilie bewohnen wir derzeit noch selbst – ab dem kommenden Jahr wird sich das ändern und wir werden Mieteinnahmen haben. Diese werden wir jedoch nutzen, um den neuen Kredit abzuzahlen. Also bleibt auch hier kein neuer Cashflow übrig (vorerst zumindest). Dividenden und damit passive Einnahmen sind für uns aktuell etwa 5% unserer Einnahmen.

Mike: Auch, wenn wir noch kaum diversifiziert sind, was die Einkommensströme angeht, legen wir derzeit die Grundlage. Das Business, die Immobilien und mit der Zeit auch die Dividenden werden mehr und irgendwann wird der Tag kommen, an dem unsere Jobs überflüssig werden. Es ist ein schönes Beispiel, dass zunächst Momentum aufgebaut werden muss. Wir kaufen Aktien, Immobilien und arbeiten daran anderen einen Mehrwert zu bieten. An einem Punkt in der Zukunft werden wir genügend Aktien besitzen, dass die Dividenden einen signifikanten Anteil bereitstellen. Die Kredite zu unseren Immobilien werden abbezahlt sein und wir generieren Cashflow durch Mieteinnahmen. Unser Unternehmen bietet genügend Menschen einen Mehrwert, sodass sie gerne mit uns zusammenarbeiten.

Marielle: Zum Beispiel legen wir auch in unserer neuen Immobilie den Grundstein für weiteres Einkommen. Beim Grundriss bestanden wir auf einem Gästezimmer mit privatem Bad, das etwas getrennt vom Wohnbereich liegt. Dieses können wir beispielsweise durch AirBnB vermieten. Die Einkünfte wandern auf unser Immobilienkonto. Davon bezahlen wir den Kredit, mögliche Investitionen und verwenden es zur Sondertilgung. Wir merken, wie sich unser „Flywheel“ (Jim Collins) schneller und schneller bewegt.

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Euer Haupteinkommen spielt also noch die Hauptrolle bei euch. Wie entwickeln sich die passiven Einkünfte?

Finanzbildung ist wichtig – Beziehungs-Investoren Marielle & Mike im InterviewMike: Derzeit sind unsere Jobs definitiv noch die wichtigste Einkommensquelle. Den Grad unseres passiven Einkommens definieren wir als Grad der finanziellen Freiheit, den wir auch monatlich veröffentlichen. Da wir auch Gewinne aus Aktienverkäufen mit hinein zählen (also alles, was wir erwirtschaften aufgrund unserer Assets und nicht aufgrund von Arbeit) steht Marielle in 2018 bei über 100% (sie hätte also gar nicht arbeiten müssen) und ich selbst stehe bei etwa 8 %.

Das war zumindest bei Marielle ein gutes Jahr 2018 im Vergleich zum DAX. Ihr habt bereits von ersten Dividendenerträgen erzählt. Wann habt ihr eure erste Dividendenaktie gekauft und habt ihr sie noch im Depot?

Finanzbildung ist wichtig – Beziehungs-Investoren Marielle & Mike im InterviewMarielle: Meine ersten Dividendenaktien haben meine Eltern für mich gekauft. Eine der ersten war die RWE-Aktie, die mein Vater leider vor dem Atomausstieg gekauft hat. Sie steht bei etwa -80 % und ich habe sie weiterhin im Depot. Inzwischen freue ich mich, dass RWE wieder eine Dividende zahlt, auch wenn sie von früheren Werten noch weit weg ist. Die erste selbstgekaufte Dividendenaktie war die Daimler-Aktie. Diese habe ich inzwischen wieder im Depot, aber zwischendurch auch 2 Mal verkauft und später wieder gekauft in den letzten 8 Jahren.

Mike: Uff, das weiß ich gar nicht mehr. Dividenden waren und sind mir nicht so wichtig. Für mich ist entscheidender, ob das Unternehmen eine Zukunftsperspektive hat und sich im Markt behaupten kann. Wenn Dividenden ausgeschüttet werden, freut mich dies und ich reinvestiere sie an anderer Stelle. Behält das Unternehmen die Gewinne und reinvestiert sie für mich, freue ich mich ebenfalls darüber.

Mike hat ja schon die ersten Pro und Contra für eine Dividendenzahlung angesprochen. Was gibt es aus eurer Sicht noch zum Thema Dividenden zu sagen?

Marielle: Also mein großes Pro ist, dass es mich motiviert Dividenden zu erhalten. Und es fördert aus meiner Sicht das Verständnis für die Funktionsweise des Unternehmens, in das ich investiere. Funktioniert deren Geschäft? Erwirtschaften sie genug, um mir meinen Anteil auszuzahlen? Woran liegt es, wenn es mal nicht mehr klappt? Aus meiner Sicht sind Dividenden ziemlich pflegeleicht, aber nur, wenn Du Dich nicht zu verrückt machst, wenn der Kurs mal runtergeht.

Die Auswahl der Aktien ist einfach wichtig: Nicht nur nach einer hohen Dividendenrendite aussuchen, sondern auch die anderen Kriterien berücksichtigen. Denn wenn der Kurs stetig fällt, die Dividende aber unverändert bleibt, steigt natürlich die Rendite. Ein gutes Zeichen ist das aber dennoch nicht. Nach der ersten Auswahl, sind Dividendenaktien pflegeleicht und eben ungeheuer motivierend mehr zu kaufen.

Für uns als Paar ist wichtig, dass wir genau dokumentieren, wie viel Anteile uns jeweils an gemeinsamen Aktien gehört. Denn, wenn die Dividenden dann fließen, möchten wir diese auch nach diesen Anteilen aufteilen. Bei uns tut es da eine einfache Excel-Tabelle.

Mike: Wie schon erwähnt, ist es mir egal, ob ein Unternehmen Dividenden ausschüttet oder nicht. Ich versuche in Unternehmen zu investieren, die ein einfaches und zeitgleich herausragendes Geschäftsmodell besitzen und innovativ sind, sodass sie sich für die Zukunft aufstellen. Wenn das Unternehmen die Gewinne verwendet, um sie im Unternehmen zu investieren, ist mir dies ebenso lieb, wie wenn ich sie selbstständig reinvestiere. Im Zweifel würde ich zurzeit sagen, dass Dividendentitel mehr Aufwand für mich bedeuten.

Es hat auch etwas damit zu tun, ob man an einem Cashflow interessiert ist oder eine Wertsteigerung des Unternehmens / der Aktie anstrebt. Mit Dividenden wird Geld aus dem Unternehmen gezogen, welches für weitere Investitionen nicht zur Verfügung steht.

Wie geht ihr in der Praxis vor um Aktien zu kaufen?

Finanzbildung ist wichtig – Beziehungs-Investoren Marielle & Mike im InterviewMike: Wir betreiben kein großartiges Markttiming. Allerdings kaufen wir durch den langen Bullenmarkt zurzeit kleinere Positionen und halten einen recht hohen Cashbestand. Diesen werden wir einsetzen, wenn die Bären zuschlagen. Allgemein legen wir vorher fest, unter welchen Bedingungen wir nachkaufen oder verkaufen. Zum Beispiel gibt ein Unternehmen das Ziel aus, in zwei Jahren einen bestimmten Umsatz, eine Anzahl von neuen Filialen oder einen Innovationsdurchbruch zu erlangen. Wir glauben an das Unternehmen und steigen mit einer ersten Position ein. Wir stocken in diesem Falle auf, wenn das Unternehmen das Ziel erreicht. Sollte das Unternehmen die Ziele deutlich verfehlen oder sie gar abbrechen, dann werden wir die Aktie verkaufen.

Marielle: Zu Beginn von 2018 habe ich das erste Mal auf Basis der Dividendenadel-Strategie von Christian W. Röhl 10 Aktien ausgewählt und in diese investiert. Sein Buch hat mich so fasziniert, dass ich beschlossen habe, es einfach mal auszutesten. Da habe ich dann wie empfohlen Anfang Januar gekauft und werde das Ganze demnächst evaluieren, wie ich damit weitermache.

Mike: Grundsätzlich bewerten wir vor jedem Kauf die folgenden Kennzahlen: Eigenkapitalquote, Eigenkapitalrendite, Ebit-Marge, KGV, Performance, Dividendenrendite, Gewinnwachstum. Diese dienen zum ersten Screening. Aktien, die unsere Anforderungen hier nicht erfüllen, fallen zunächst aus der weiteren Beobachtung. Dabei ist uns klar, dass gute Unternehmen rausfallen können und schlechte Unternehmen den Weg hinein finden. Um zu vermeiden in letztere zu investieren, erfolgt im Anschluss die Begutachtung des Geschäftsmodells, der Geschäftsführung und der Ziele des Unternehmens. Erst nach dieser Beurteilung findet eine Aktie den Weg in unser Depot.

Das klingt nach einem soliden Selektionsschema. Habt ihr damit eigentlich schon eine Art Lieblingsaktie entdeckt?

Finanzbildung ist wichtig – Beziehungs-Investoren Marielle & Mike im InterviewMarielle: Ich nicht ?

Mike: Ich auch nicht. Wenn ich mich in eine Aktie verliebe, dann trenne ich mich zu spät von ihr oder im schlimmsten Fall gar nicht. Ich bin nicht der Kapitän, der mit seinem Schiff untergeht. Wenn ich vom Unternehmen nicht mehr überzeugt bin, werde ich meine Anteile verkaufen. Sollte ich irgendwann in der Lage sein, wie Warren Buffett direkten Einfluss auf die Unternehmensentwicklung zu nehmen, dann wäre dies eventuell eine weitere Option. Zurzeit bleibt nur der Ausstieg.

Ihr geht so offen mit dem Thema Aktien-Investments um. Sollten sich nicht viel mehr Menschen mit Aktien und Börse beschäftigen

Marielle: Definitiv! Ich finde es super schade, dass Aktien in Deutschland einen eher schlechten Ruf haben. Denn wenn wir mal überlegen: Es gibt (sowohl in Deutschland als auch darüber hinaus) so viele großartige Unternehmen, deren Produkte wir täglich nutzen.

Über Aktieninvestitionen kann jeder Mensch an dem Erfolg dieser Firmen partizipieren. Das ist doch ein geniales System, wie der auch der Zinseszins! Ich muss gar nicht selbst etwas arbeiten, sondern kann teilhaben am Erfolg eines anderen. Es ist ganz wichtig, die Funktionsweise der Börse und von Aktien wirklich zu verstehen, um die Angst davor zu verlieren. Und damit wären wir einmal mehr bei der absolut notwendigen Finanzbildung für jeden Menschen. Finanziell gebildete Menschen müssen keine Angst vor Aktien und den unbestreitbar vorhandenen Risiken haben.

Mike: Und genau das möchten wir mit unserem Blog erreichen: Finanziell bilden, die Menschen dazu animieren über Geld zu sprechen und so die Angst zu nehmen. Denn am Erfolg von unserer Wirtschaft zu partizipieren ist gar nicht schwer, macht Spaß und kann noch dazu helfen, die wirklich nötigen Ängste (wie vor der Rente, die wir nicht mehr bekommen werden) zu egalisieren.

Finanzbildung bedeutet ja auch aus Erfahrungen zu lernen. Auch dafür muss man mal aktiv begonnen haben. Welche besonderen Erfahrungen habt ihr bisher mit Aktien gemacht?

Finanzbildung ist wichtig – Beziehungs-Investoren Marielle & Mike im InterviewMarielle: Mein Negativ-Beispiel ist tatsächlich die RWE-Aktie. 2007 hat mein Vater sie für mich gekauft. Sie stand zeitweise bei -95% im Depot. Getröstet haben mich dann immer die Dividenden, die in den ersten Jahren nach dem Atomausstieg noch regelmäßig kamen. Als dann die Dividende gestrichen wurde, war ich echt deprimiert, nichts mehr mit schönreden. Zu dem Zeitpunkt habe ich mir ausgerechnet, wie viel meines Verlustes ich bereits durch Dividenden ausgeglichen habe. Und siehe da – inklusive Dividenden, hatte ich nur noch einen Verlust von etwa -40%.

Inzwischen dürfte das Bild auch wieder besser aussehen. Ich habe für mich beschlossen, die RWE-Aktie zu behalten, sie ist für mich auch eine Art Mahnmal, dafür, dass ich eben nicht für Buy and Hold bin, sondern mich durchaus bei bestimmten Entwicklungen auch mal für einen Verkauf entscheiden sollte. Glücklicherweise zahlt RWE inzwischen wieder eine Dividende und ich freue mich, wenn ich die Aktie irgendwann an meinen Sohn weitervererben kann.

Mike: So richtig ins Klo gegriffen habe ich mit Singulus und Alno. Beides Aktien, die ich auf Empfehlung Dritter gekauft hatte, ohne das Geschäftsmodell zu verstehen, mir die Bilanz anzusehen und zu verstehen, vor welchen Herausforderungen die Unternehmen stehen. Davon kann ich nur abraten: Kaufe Aktien, weil du vom Unternehmen überzeugt bist. Nicht, weil du verliebt bist oder es dir jemand empfohlen hat. Kaufe sie, weil du klar und deutlich darlegen kannst, warum sich dieses Unternehmen auch in Zukunft positiv entwickeln wird.

Marielle: Für mich ist es ein noch motivierendes Gefühl, die Dividenden der US-Werte zu erhalten. Wir haben da zum Beispiel Johnson&Johnson oder 3M als Quartalszahler im Depot. Quartalsweise die Dividenden zu erhalten, ist noch einmal eine ganz andere Sache und vermittelt noch mehr einen Vorgeschmack darauf, wie es sein wird, irgendwann nur noch von passiven Einnahmen leben zu können. Dividenden sind für uns dabei jedoch nur ein Baustein passiver Einnahmen von mehreren, an denen wir arbeiten.

Ihr habt bereits zahlreiche Erfahrungen auf dem Gebiet der Finanzen sammeln können und müsstet euch nun in der Vergangenheit besuchen. Was würdet ihr euch selbst empfehlen?

Finanzbildung ist wichtig – Beziehungs-Investoren Marielle & Mike im InterviewMarielle: Ich habe ja schon wirklich früh angefangen mich mit meinem Geld zu beschäftigen und auch an der Börse habe ich bereits mit 18 Jahren eigenständig gehandelt. Klar ist da auch das eine oder andere mal in die Hose gegangen, aber dennoch würde ich meinem jüngeren Ich, da keine andere Herangehensweise empfehlen. Denn aus den Fehlern habe ich gelernt. Für mich wäre eher wichtig, dass ich mir selbst mehr Entspannung raten würde. Denn ich habe inzwischen gelernt, dass ich mir bzgl. Geld keinen Druck machen muss – es wird immer irgendwoher Geld kommen, denn ich habe einen soliden Vermögensgrundstock, ich bin super ausgebildet und willig mich zu engagieren (ob nun für das eigene Unternehmen oder einen Angestelltenjob). Ich werde nie in Geldprobleme geraten, da ich sparsam, motiviert und rational bin. Und diese Gelassenheit hätte ich schon viel früher haben können.

Mike: Auf jeden Fall wäre ich motivierter bei meinen Ferien- und Nebenjobs gewesen. Denn zwei Dinge hätte ich gerne sehr früh begonnen. Erstens hätte ich mich gerne in der Schulzeit schon mit Aktien und Unternehmen beschäftigt. Vermutlich so ab der 8. Klasse als ich das erste eigene Geld verdiente. Zweitens hätte ich mich deutlich früher mit der Gründung eines Unternehmens beschäftigt. Das war bei mir ein sehr schleichender Prozess und das nötige Wissen und Einstellung kamen erst in den letzten Jahren auf. Alleine denke ich nicht, dass es funktionieren würde. Durch ein anderes Umfeld, einen Mentor oder eine Gruppe, die sich für diese Themen begeistert, wäre es vermutlich dazugekommen. Wer sich für Aktien, Investitionen und Start-Ups interessiert, sollte sich ein Umfeld schaffen, in dem gerne und ausführlich darüber gesprochen und die Kultur dazu gelebt wird.

Das sind doch mal recht unterschiedliche Aspekte die ihr eurem jüngeren Ich überbringen würdet. Gibt es auch Dinge die ihr in naher Zukunft tun wollt?

Finanzbildung ist wichtig – Beziehungs-Investoren Marielle & Mike im InterviewMarielle: Ganz klar: Wir wollen finanziell frei werden. Einer unserer Träume ist es, durch die Welt zu reisen – ganz ähnlich, wie Du es derzeit mit Deiner Familie machst.

Mike: In den nächsten 5-10 Jahren möchten wir unser Unternehmen und die passiven Einkommensströme über dieses, über unsere Immobilien und auch Dividenden ausbauen. Dazu kommt, dass wir unserem Sohn eine solide Finanzbildung mitgeben möchten und damit kann man nicht früh genug anfangen. Er soll verstehen, wie die Wirtschaft funktioniert, wie Unternehmen Geld verdienen und wie er davon profitieren kann. Leider wird das in der Schule kaum gelehrt – daher sehen wir die Finanzbildung als unsere Aufgabe für ihn (und andere Kinder) an.

Marielle: Genau! Deshalb arbeiten wir auch gerade an einem neuen Projekt für Finanzbildung für Kinder und Jugendliche. Damit möchten wir einen gesellschaftlichen Beitrag leisten und natürlich auch selbst finanziell unabhängig von unseren Arbeitgebern werden.

Mike: Wichtig ist uns dabei, dass es nicht darauf ankommt, ob wir am Ende 5, 10 oder 15 Jahre bis zur finanziellen Freiheit benötigen, sondern, dass der Weg dorthin von Spaß, Leidenschaft und Gemeinsamkeit geprägt ist. Erreichen werden wir sie auf jeden Fall!

Hoch lebe die finanzaffine Jugend! Bildung bedeutet ja auch Lesen und so betreibt ihr das Portal Die-besten-Finanzbuecher.de. Welche Finanzbücher könnt ihr unseren Lesern empfehlen, damit sie eine bessere Beziehung zum Thema Geld aufbauen können? Gibt es Unterschiede bei Männern und Frauen?

Finanzbildung ist wichtig – Beziehungs-Investoren Marielle & Mike im InterviewMike: Ein paar Klassiker wie „Rich Dad Poor Dad“ sind geschlechterunabhängig super spannende Bücher. Wenn es an die Details geht, gibt es aus unserer Sicht durchaus Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Das merkt man ja auch daran, dass die spezifischen Frauen-Finanz-Blogs, die es so gibt bei der Zielgruppe deutlich besser ankommen, als die, die von Männern geschrieben sind. Das liegt nicht am Autorennamen, sondern an solchen Kleinigkeiten, wie der Optik oder auch des Schreibstils. Schau Dir einfach mal die Cover von einem „männlichen“ oder einem „weiblichen“ Finanzbuch an – das sieht einfach unterschiedlich aus. Und gerade bei so einem emotional behafteten Thema wie Geld, ist es wichtig, dass der Autor oder die Autorin auf die Bedürfnisse des Lesers eingehen kann. Das heißt jetzt nicht, dass Frauen nur Bücher von Frauen lesen sollten und umgekehrt, aber gerade zum Einstieg fällt es Frauen oft leichter ein Buch einer „Geschlechtsgenossin“ zu lesen.

Marielle: Uns persönlich haben vor allem die Biografien großer Unternehmer wie Elon Musk oder Steve Jobs sehr beeindruckt und motiviert. Was wir konkret empfehlen, kommt sehr darauf an, was bereits gelesen wurde, wie tief das Vorwissen ist und in welche Richtung es thematisch gehen soll. Aber genau dafür, veröffentlichen wir regelmäßig 10-Minütige Podcast-Folgen, in denen wir einzelne Finanzbücher kurz vorstellen. So kann sich der Hörer ein Bild machen und dann entscheiden, was das passende Buch zur eigenen Situation ist.

Mike: Finanzbücher, die mich nachhaltig beeinflusst haben sind Kopf schlägt Kapital von Günther Faltin, The millionaire Fastlane von MJ DeMarco und Business Model Generation von Alexander Osterwalder und Yves Pigneur.

Vielen Dank für die Buchtipps sowie eure umfangreichen Antworten. Wo können euch unsere Leser finden, wenn sie mehr über euch wissen wollen?

Finanzbildung ist wichtig – Beziehungs-Investoren Marielle & Mike im Interview Unsere Leser, Leserinnen oder auch Paare erhalten bei uns Unterstützung und Motivation, wenn sie Geld zu einem festen Bestandteil ihrer Partnerschaft machen wollen. Wenn Geld nicht länger ein Tabuthema in einer Beziehung ist, eröffnen sich als Paar ganz neue Möglichkeiten der gemeinsamen Zukunftsgestaltung. Dabei helfen wir gerne und leidenschaftlich. In Zukunft können sie von uns erwarten, dass wir die Finanzbildung in Deutschland aufwirbeln und neue Maßstäbe setzen werden.

Zu finden sind wir an vielen Stellen:
Twitter: twitter.com/bez_invest
Instagram: instagram.com/beziehungsinvestoren
Facebook: facebook.com/beziehungsinvestoren
Blog: beziehungs-investoren.de
Finanzbücher: die-besten-finanzbuecher.de
Finanzbildung: senkrechtdenker.de
Duopreneur-Podcast: Mike & Marielle zu Gast beim Duopreneur Kongress

Update 2021:

Wie sieht es 2021 bei Mike und Marielle aus? Schau doch mal in den Blogartikel rein, wie sie ihr finanzielles Ziel näher kommen.

Mehr über die Wichtigkeit der Finanzbildung und warum du ökonomische Allgemeinbildung brauchst, findest du hier.

Die Inflation in Deutschland liegt mittlerweile bei ca. 4,1%. Die Folge immer mehr Menschen investieren in Sachwerte und sparen nicht mehr auf ihrem Tagesgeldkonto zum Nachteil der Banken.