Geldfrau Dani Parthum im Interview Zu Gast in meiner heutigen Podcastfolge ist Dani Parthum. Besser bekannt aus Funk, TV und Online-Medien als die Geldfrau. Dani ist Ökonomin, Geldcoach und investigative Wirtschaftsjornalistin, möchte dies aber in Zukunft nicht mehr sein. Warum, das erfährst du unter anderem in unserem Interview. Dazu hat sie sich bis heute ihre finanzielle Unabhängigkeit erhalten und wirbt für keine Produkte aus der Finanzwelt. Dafür kann sie sich, gerade im Vergleich zu vielen anderen Kollegen, deutlich abheben. Wie sie ihr Geld verdient fragst du dich? Sie tritt zum Beispiel in Funk und Fernsehen auf und wird regelmäßig zu Podiums-Diskussionen eingeladen. Dazu hilft sie mit ihrem Projekt Geldfrau.de und ihrer Finanzberatung insbesondere Frauen dabei, ihre finanzielle Selbstständigkeit zu entdecken und ihre Altersvorsorge selbst in die Hand zu nehmen.

In unserem Gespräch, welches im Mai 2020 aufgezeichnet wurde, haben wir aber auch darüber gesprochen wie sie selbt ihr Geld anlegt dass sie in Kuba von Corona überrascht wurde und was sie von der Fleischindustrie hält. Das Interview haben wir vor einigen Wochen zwischen Koh Phangan und Hamburg aufgenommen und wir wünschen euch nun viel Spaß mit unserem Austausch.

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Hallo und liebe Grüße sende ich dir von Koh Phangan. Wie geht es dir und wo bist du aktuell?

Geldfrau Dani Parthum im Interview Geldfrau: Hallo Alex, ich bin im schönen Hamburg. Wir haben wirklich fantastisches Wetter um die 30 Grad jetzt schon in der früh. Sonnenschein ist völlig untypisch für Hamburg. Aber, du bist ja so weit weg. Tausende Kilometer entfernt.

Alex: Ja, hier bei uns auf Koh Phangan ist das Wetter jeden Tag gleich. Mal ein paar Wölkchen und dann regnet es kurz ein bisschen, so ca. eine Stunde. Während unserer Podcast-Aufnahme bin ich noch hier in Thailand, aber bei Veröffentlichung werde ich schon in Europa unterwegs sein. Aber man hört ja so unterschiedliche Sachen aus verschiedenen Landkreisen, aktuell aus der Gütersloher Fleischhochburg.

Geldfrau: Ich lese gerade gar nicht so viel Aktuelles und bin auch eine vegetarisch essende Frau. Ich hoffe, dass die Diskussion jetzt mal bleibt und das wirklich die Zustände in der Zucht und in der ganzen Verarbeitung von Fleisch sich verändert. Bisher ändert sich irgendwie nix.

Alex: An der Börse kann man schon sehen, dass sich was verändert. Du könntest dir ja mal den Chart anschauen von Tyson Foods, dem größten Fleischproduzent der Welt. Ich glaube, jedes zweite Fleischgericht soll auf Tyson Foods zurückzuführen sein. Der Aktienkurs läuft seit Ewigkeiten schon seitwärts. Da gibt es keine positive Entwicklung. Im Gegensatz zu Beyond Meat, die ihre Grünzeug-Pattys herstellen.

Geldfrau: Ich finde das aber von der Konsistenz her so komisch, dass ich das nicht essen mag, aber viele mögen es offensichtlich. Warum auch nicht. Hast du Beyond Meat Aktien?

Alex: Nee, ich habe solche Unternehmen nicht im Depot. Ich habe lieber die Unternehmen im Depot, die seit Jahren ihr Geschäft verstehen. Beyond Meat habe ich dann wahrscheinlich auch in 20 Jahren im Depot.

Geldfrau: Das ist ja auch das, was viele Anfänger unter den PrivatanlegerInnen falsch machen, dass sie in so superjunge Unternehmen investieren, die noch keine lange Historie haben mit ihrem Geschäftsmodell.

Alex: Ich habe heute gerade eine Instagram-Story von mir wieder entdeckt von Wirecard. Das war ja der Super-Dau im Jahr 2020, neben der Corona Krise. Da hat mich letztes Jahr schon einmal jemand gefragt, was ich davon halte, ob es jetzt der richtige Zeitpunkt ist, und die Gerüchte gibt es schon seit Ewigkeiten. Ich habe damals schon gesagt, also für mich ist das überhaupt kein Investment, ein absolutes Zocker- und Spekulantenpapier, weil da kann ja jeden Tag irgendwas um die Ecke kommen. Das kann dir grundsätzlich bei jedem Unternehmen passieren, aber irgendwie habe ich das Gefühl, wer da mit offenen Augen durchs Leben geht und gewisse Zeichen erkennt, der könnte sich von so was entsprechend fern halten. Ja, jetzt haben wir da so ne Gurke im Dax, die die nächsten Tage bei so ein paar Cent rumdümpelt.

Was sagst du zur Pleite von Wirecard?

Geldfrau Dani Parthum im Interview Geldfrau: Ja, schon krass. Am Anfang des Jahres ist eine Dokumentation gesendet worden als Hintergrunddoku zur erfolgreichen ZDF-Serie „Bad Banks 2“. Ich habe dafür als Beraterin und Rechercheurin gearbeitet. Für diese Dokumentation haben wir auch überlegt, Wirecard als Fintech zu thematisieren und zu Wort kommen zu lassen. Wir beantworten im Film, was FinTechs sind, was sie machen. Wie sie arbeiten, wo die Fallstricke liegen. Was machen sie gut, was machen sie schlecht? Da haben wir auch über Wirecard diskutiert. Es ist ein börsennotiertes FinTech und war schon im DAX notiert. Wir haben uns aber dagegen entschieden. Genau aus diesen Gründen. Wir wollten kein Fass aufmachen, weil es Bilanzfälschungen in Unternehmen freilich geben kann, wir aber mit sehr viel Zeit hätten recherchieren müssen, um diesen Vorwurf valide belegen zu können, damit wir das nicht um die Ohren kriegen. Deswegen haben wir entschieden, das lassen wir. Man muss ja keine fertige Meinung dazu haben, aber das ist so undurchsichtig von außen gewesen mit den Berichten der Financial Times, die es gab. Es war nicht greifbar, und wenn du dir das als Investor anschaust, dann müsste man gleich dreimal die Finger davonlassen. Du hast mit Sicherheit auch die Diskussion bei Facebook verfolgt in diesen Gruppen.

Alex: Ja, im Grunde läuft mir das jeden Tag irgendwo über den Weg. Ich habe mich grundsätzlich von Unternehmen verabschiedet, die im Social Media Mainstream jeden Tag durchs Dorf getrieben werden. Wenn ich mir eine Aktie kaufe, dann muss ich den Leuten immer erklären, was ist das noch mal? Warum kaufst du die denn jetzt? Dann sag ich, ja keine Ahnung, weil sich jetzt wahrscheinlich keiner dafür interessiert. Manchmal sind es eben die Langweiler, die man sich ins Depot legt. Weil du gerade Bad Banks 2 sagst. Du machst da ja so Dokumentationen.

Möchtest du als investigative Journalistin weitermachen – oder ist dir das zu gefährlich?

Geldfrau Dani Parthum im Interview Geldfrau: Nein, ich arbeite nicht länger investigativ. Es ist zu nervenaufreibend und wird nicht entlohnt. In dem Bereich sind viele Anwälte unterwegs, die einem schnell Steine in den Weg legen und dich festnageln wollen, dass du persönliche Rechte verletzt hättest oder dass du nicht genug Belege hast. Die Gegenseite hat sehr viel Geld und schlägt gern kräftig zurück, wenn Wahrheiten in die Öffentlichkeit kommen. Ich habe viele Jahre gegen viele Widerstände recherchiert. Das ist nichts, was einem Freude ins Leben bringt. Das ist sehr anstrengend. Und ernüchternd. Und demotivierend. Ich möchte Freude in mein Leben holen und möchte anderen etwas geben, womit sie ihr Leben verändern können. Das ist auch ein Teil deines Ansatzes mit deinem Projekt Dividenden-Alarm.

Aber dein Fokus liegt mehr auf der Zielgruppe der Frauen, richtig?

Geldfrau Dani Parthum im Interview Geldfrau: Definitiv, ich fokussiere mich auf Frauen, weil sie Nachholbedarf bei der Geldanlage haben. Einfach aus der Geschichte heraus, nicht, weil wir Frauen blöd sind oder ungeschickt. Sondern, weil wir Jahrhunderte finanziell entmündigt waren. Das ist mir so schlagend bewusstgeworden, als ich intensiver recherchiert habe. Und ich an mir selbst bemerkt habe, dass ich das Thema Geld viele Jahre ebenfalls nur so nebenbei behandelt habe, obwohl ich Ökonomin bin! Obwohl ich Wirtschaftsjournalistin bin. Ich kann gut mit Geld. Aber einen strategischen Vermögensaufbau habe ich nicht betrieben in jungen Jahren. Ich hatte Glück mit einigen Investments, die ich gemacht habe, aber das war nichts Strategisches. Wir Frauen können hier sehr viel für uns umsetzen, weil Frauen in der Regel sehr gut mit Geld umgehen können. Sie trauen sich nur oft (noch) nicht ran an den Vermögensaufbau.

Kennst du ja vielleicht auch, “ach komm geh mal mit dem Geldthema weg” oder “das ist so kompliziert.” oder “Ich bin zu blöd.” Beim Thema Geld kommen viele Vorurteile hoch. Diese erste Hürde zu meistern, darin sehe ich vor allen Dingen meine Aufgabe als Geldfrau. Das macht mir sehr viel mehr Freude als mit Bankdirektoren z.B. in einem Raum zu sitzen, die mir ins Gesicht lügen und mich für sich einnehmen wollen. Er weiß, dass er lügt, ich weiß, dass er lügt, und trotzdem sitzen wir da und machen ein Interview. Auf dieses Spiel habe ich keine Lust mehr.

Was ich mache – ich blogge auf meinen Kanälen. Zum Beispiel auf Geldfrau.de. Das werde ich künftig mehr tun. Ich habe in der letzten Zeit nicht viel gebloggt, weil ich mit vielen anderen Dingen beschäftigt war. Aber ich werde jetzt verstärkt auf meinem Blog Finanzthemen anstoßen und mich dann auch mal über das eine oder andere Thema kritisch äußern, so, wie ich das für richtig halte.

Wenn du für die großen öffentlich-rechtlichen Anstalten arbeitest, da geht manches durch mehrere Gremien. Dann wird das eine oder andere abgewandelt, etwas verändert. Es muss alles rechtlich hieb- und stichfest sein. Was ja richtig ist. Manches kommt dabei aber auch unter die Räder, was ich als Journalistin aber gern öffentlich sehen würde.

Alex: Ist es denn so, dass Frauen von Frauen lernen wollen und sich dabei sicherer fühlen? Weil mir fällt jetzt gerade kein Blog ein, der sagt, Finanzen für Männer. Das wäre jetzt auch noch mal so ein Ding, wie das dann aussehen würde.

Geldfrau: So wie diese Zeitschrift Beef, die als Publikum nur Mann hat.

Alex: So ein vegetarisches Magazin oder was war das?

Geldfrau: Super vegetarisch!

Alex: Oder hast du auch Männer in deinem Publikum? Schreibt dir mal ein Jürgen, also ich meine jetzt beruflich?

Geldfrau: Ja, Männer fragen mich auch an, auch Jürgens. Es lesen auch ganz viele Männer meinen Blog, das ist nicht der Punkt. Was ich festgestellt habe ist, dass Frauen anders angesprochen werden möchten. Bei Männerblogs, ich sage es mal ein bisschen pauschalisiert, herrscht ein bisschen Ingenieursdenken vor. Da geht vieles extrem ins Detail, da gibt es so viele Zahlen, da ist vieles technisch. Das finden Frauen auch ok, aber bisschen anders verpackt ist es besser: Ein bisschen lockerer, ein bisschen näher dran sein, mehr Geschichten erzählt. Dabei klar in der Sprache und auf den Punkt. Das spricht Frauen an. Da kann ich sie besser ins Boot holen. Was auch dazu kommt ist, dass ich auch eine Frau bin. Dazu Mutter, verheiratet, habe meine Fallstricke. Ich kenne deshalb ihre Probleme, weil es im Zweifel auch meine sind. Ich kenne die Probleme eines Mannes nicht wirklich. Ich kann mir was vorstellen, ja. Aber mehr nicht.

Was sind denn die finanziellen Haupt-Probleme bei Frauen?

Geldfrau Dani Parthum im Interview Geldfrau: Frauen haben gebrochene Biografien, werden teilweise immer noch anders im Arbeitsleben behandelt. Ich kenne vieles aus eigener Erfahrung und deswegen kann ich mich anders mit Frauen verbinden. Das merken die natürlich. Sie müssen mir bestimmte Dinge nicht erklären, weil ich sie ahne, das schafft eine andere Ebene von Vertrauen. Das heißt aber nicht, dass Männer nicht tolle Honorarberater sind oder dass Frauen von Männern nichts annehmen. Gar nicht. Es ist einfach ein Vertrauensvorschuss, den sie mir geben.

Alex: Es ist für Frauen wahrscheinlich weniger interessant, wenn du da mit tiefen Kennzahlen und solchen Sachen arbeitest oder Unternehmen analysiert bis zum Gehtnichtmehr. Sondern einfach sagst, pass auf, die Produkt-Marken hast du in deiner Handtasche oder kennst du aus dem Spiegelschrank. Dann werden die wahrscheinlich sagen, total cool, wäre ich gar nicht drauf gekommen. So meinst du?

Geldfrau: Sie da abholen, wo sie stehen ist mir wichtig. Ich erstelle ja keine Analysen für Einzelaktien. Ich nehme die Dinge schon auseinander, aber ich gehe vom Allgemeinen ins Spezielle. Ich sortiere sehr viel aus. Ich gebe nur Wesentliches Finanz- und Anlagewissen weiter. Und sage, das sie sich informieren müssen, bevor sie investieren. Und wenn sie dann noch tiefer einsteigen wollen, gucken sie auch auf Blogs weiter. Bei dir, bei Albert, Finanzfluss oder bei technischen Blogs, wo es detaillierter wird. Aber ehrlich, man muss bestimmte technische Sachen auch am Anfang nicht durchexerzieren.

Alex: Nein, ich glaube, am Anfang ist es wichtig, überhaupt zu wissen: Einnahmen, Ausgaben, da muss was übrig bleiben. Das muss man auch steigern können, zumindest die Einnahmen. Und überhaupt eine Struktur reinzubringen, dass man dann auch irgendwann anfängt, automatisiert zu investieren. Wenn man da sich so eine Art Fahrplan aufgebaut hat, kann man den alleine weitergehen. Da liegt es wahrscheinlich auch an jedem selbst, zu sagen, ich will da mehr haben oder mehr investieren in Form von Zeit oder ins System, das mehr zu optimieren. Oder zu sagen, nee, mir reicht es hier, Sparpläne automatisieren, meine 300 Euro im Monat. Hauptsache ich tu was für mich und damit ist schon viel getan.

Geldfrau: Richtig. Die Frauen fangen ja erst mal an. Häufig kommen sie zu mir und sagen, ich habe hier Lebensversicherungen und irgendwie das Gefühl, ich kann das Geld nicht wirklich festhalten oder es fließt mir so durch die Finger. Genau das, was du sagst, machen wir dann – erstmal systematisch Finanzen anschauen, eine Basis aufbauen, was kommt rein, was geht raus? Was ist eigentlich Investieren? Was ist Sparen? Was habe ich für Lebensziele? Passen die bisherigen Versicherungen dazu? Da eine Basis aufzustellen und dann weiter zu gehen, in allgemeine Aktieninvestments.

Alex: Oder ETFs, Fonds.

Geldfrau: Genau. Allgemein das Thema aufrollen. Sich anschauen. Verstehen, was Aktien sind. Wie kann ich breit gestreut, gut investieren für mich. Ein System aufsetzen und wenn das alles steht, dann kannst du weitergehen. Aber das ist erst der nächste Schritt, der bildet sich über die Jahre aus. Zuerst geht es darum, aufzuräumen, Strukturen zu schaffen. Ich habe Frauen, die kommen zu mir, die haben zehn verschiedene Investments, Immobilienfonds, einen Sparbrief, einen Bausparvertrag, Riester-Rente, vielleicht eine Rürup-Rente. Chaos! Hier braucht es erstmal eine vernünftige und übersichtliche Struktur.

Also braucht es erstmal eine vernünftige und übersichtliche Struktur. Woher kommen die unstrukturierten Depots?

Geldfrau Dani Parthum im Interview Geldfrau: Meist von Anlageberatern, den netten, oft sitzend in Sparkassen oder anderen Banken. Oft haben die Frauen ein komisches Gefühl. Sie kommen zu mir und sagen, ich will das nicht mehr und wie komme ich da raus, was mache ich jetzt? Dann räumen wir das Chaos auf. Gucken uns alles an. Ich habe gerade eine Kundin, die hat wirklich fast alle aktiven, schlecht laufenden Fonds gekündigt in der Hochphase. Noch vor dem Crash. Sie hat einige Bestandteile in ihr Depot selber gezogen. Jetzt hat sie eine klare Struktur und sie sagt, das fühlt sich so gut an. Jetzt kann sie wieder atmen. Jetzt versteht sie das. Jetzt hat sie Kontrolle. Das ist so ein Punkt bei den meisten Frauen, dass sie aufräumen, Strukturen schaffen und anfangen zu investieren. Und ja, wir gehen über ETFs, nicht über Einzelinvestments. Ich finde, das ist ein sehr guter, pragmatischer, erster Schritt. Das machst du doch auch? Du hast ja auch ETF-Investments.

Alex: Mittlerweile seit 2018 nicht mehr, wie ich in diesem Blogartikel näher erläutert habe. Aber im Grunde ist es das erste, was ich empfehle, weil für Einzelaktien muss man in der Tat ein bisschen Zeit mitbringen. Und auch ein bisschen Spaß an der Freud. Die kauft man ja nun wirklich nicht nach Marken oder Produkten, sondern da sollte man sich schon mit dem Unternehmen ein bisschen befassen. Und wer eben diese Zeit nicht hat oder auch keinen Spaß hat sich damit zu beschäftigen, der soll einfach mit ETFs starten. Wichtig ist, so lange das Verständnis da ist, dass man mit ETFs eben nur den Marktdurchschnitt erreicht, dann ist das auch überhaupt kein Problem. Ich treffe auch viele, die sagen, ich will eine überdurchschnittliche Rendite erreichen und dabei haben sie dann 80 % ETFs. Da muss man sich dann auch einfach eingestehen, dass das natürlich nicht funktionieren kann. Oder diese ganzen Trend-ETFs. Jetzt ist der ETF-Index auf Vietnam interessant, weil Vietnam boomt. Das ist mir alles zu langweilig, dann ist das in zwei Jahren durchgelutscht und dann hat es auch nicht funktioniert.

Geldfrau: Ja, mache ich auch nicht.

Alex: Ja, es geht hier auch um die MSCI World und diese ganzen standardisierten 3/4 ETFs und dann automatisch besparen. Und wenn man dann nach einem Jahr bemerkt, was sich dann schon mal entwickelt hat, kann man ja immer noch sagen, cool, ich will ein bisschen mehr haben. Ich habe noch ein bisschen mehr Geld, vielleicht mache ich dann 80 % und 20 % in Einzelaktien. So fängt es dann irgendwann an. Aber du weißt ja, drei Kinder am Arm, Küche, der Mann schreit, Bier holen. Da wird es dann irgendwann zeitlich auch schwierig.

Ich lerne durch unsere ganzen Reisen sehr viele Familien kennen und das ist in der Tat, wie du sagst, auch bei den Aussteigern oder reisenden Familien so. Ich sag mal so, der Mann kümmert sich um die Finanzen. Die Frau hat entweder gar keine Ahnung, was da läuft oder interessiert sich auch nicht dafür. Viele investieren oder machen gar nichts beim Thema Finanzen, auch auf beiden Seiten. Aber ich habe noch niemanden getroffen, jetzt lass mich kurz überlegen. Ich glaube nicht, dass mir eine Frau je gesagt hat, du ich bin bei uns hier diejenige in der Familie, die sich um die Finanzen kümmert. Mein Mann wickelt die Kinder und kocht. Warum ist das so?

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Warum kümmern sich fast ausschließlich Männer in den Familien um die Finanzen?

Geldfrau Dani Parthum im Interview Geldfrau: Ich muss dir sagen, ich habe so einige Frauen, die die Finanzen in der Hand haben und das machen, weil ihre Männer keine Lust dazu haben, weil ihre Männer Widerstände gegen Geld empfinden. Die finden Geld unangenehm. Ich habe auch einige Frauen, die investieren aktiv und ihre Männer machen gar nichts. Die sind verheiratet und haben Angst um ihr angelegtes Geld im Scheidungsfall. Sie legt es an und schafft Werte und er kriegt im Scheidungsfall die Hälfte, will aber nicht mitmachen beim Vermögensaufbau. Die Beispiele gibt es auch.

Alex: Wo die Frau dann sagt, ich habe da mal was vorbereitet. Kannst du mal unterschreiben? Aber sag mal, kommen auch Frauen zu dir, ich sag mal so mit Offshore, geheimen Konten usw.. Kannst du mir da helfen?

Geldfrau: Nein. Ich wüsste auch gar nicht, wie ich in Offshore investieren sollte. Das sind ja PrivatanlegerInnen. Mit kleinen Beträgen. Da brauchst du mit Offshore nicht anzufangen. Da brauchst du andere Summen und Anwälte. Ich würde dann immer sagen, da ist die Tür. Da bist du reingekommen, da kannst du gleich wieder rausgehen.

Alex: Oder, sprich doch mal mit deinem Mann.

Geldfrau: Das ist nicht das Geschäftsmodell, dass ich vertrete. Warum ist es so, dass es doch eher die Männer sind, die sich um die Finanzen kümmern? Also ehrlich, ich habe mich hoch und runter mit diesen Sachen beschäftigt. Ich habe viel gelesen. Geschichtliche Studien und soziologische Studien. Und ich komme immer wieder auf den Punkt, dass es entwicklungsgeschichtliche Gründe hat. Früher haben wir Menschen in Sippen zusammengelebt. Da wurden die Kinder vom Dorf großgezogen. Mit Einführung des Tauschhandels mit anderen Dörfern und mit der Einführung des Geldes hat sich ein Vermögens- und Besitzstandsdenken herausgebildet, so steht es jedenfalls in historischen Abhandlungen. Männer haben dann angefangen, ihr Vermögen weiter geben zu wollen an die nächste Generation, ihre Kinder. Und was machst du dann? Dann versuchst du, die Frau an dich zu binden, damit du weißt, das ist mein Kind. Also entstand das Konstrukt der Ehe. Darum wurden Regeln und Verbote gestrickt, bis heute. So jedenfalls sollen die Anfänge gewesen sein.

Erst 1972 in der Bundesrepublik wurde das abgeschafft, dass Frauen nur mit Zustimmung ihrer Ehemänner erwerbstätig sein durften. Da stand tatsächlich im Bürgerlichen Gesetzbuch, erst, wenn die Frau die ehelichen Pflichten erfüllt hat und dann noch Zeit ist, darf sie mit Zustimmung ihres Ehemannes außerhäuslich für Geld arbeiten. Wir Frauen durften jahrhundertelang nicht studieren. Uns wurde keine Kompetenz beim Geld zugesprochen. Dieses klein halten, diese abhängig halten, darum ging es. Ökonomisch abhängig halten. Das ist unser gesellschaftliches Erbe, mit dem wir uns heute auseinandersetzen. Heute haben wir unsere eigenen Jobs. Es geht ja nicht nur darum, eigenes Geld zu verdienen. Es geht darum, dass Frauen, wenn sie Geld verdienen in der Arbeitswelt bestimmte Positionen besetzen, Positionen bedeuten Macht, Gestaltungsmacht. Wenn wir aber nicht da, sondern zuhause sind, können wir die Gesellschaft nicht mitgestalten. Deswegen ist das so wichtig, dass Frauen erwerbstätig sind. Wenn sie Arbeiten für Geld, gestalten sie auch die Gesellschaft mit an wichtigen Punkten, in Kultur, in Politik, Wissenschaft und so weiter. Alles was dazugehört. In dieser Transformation stecken wir gerade.

Es gibt ja diesen wunderbaren Film Little Women, da ist das thematisiert. Junge Frauen, hochtalentiert, Malerinnen, Schriftstellerinnen hatten keine Chance, ihre Arbeiten zu verkaufen. Ihre Rolle war die der Ehefrau. Diese Zusammenhänge zu erklären, ist super wichtig. Und wenn die Frauen die historischen Zusammenhänge verstanden haben, dann bewegt sich ganz viel. Und sie entwickeln richtig Spaß am Thema Geld.

Alex: Ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt. Man muss grundsätzlich Spaß an den Dingen haben, die man vorantreiben möchte. Ob das jetzt angeln ist oder stricken oder kochen. Wenn man an solchen Sachen einfach keinen Spaß hat, dann wird auch kein vernünftiger Eintopf draus. Ich sehe auch in den Vorstandsetagen in den DAX-Unternehmen, da wird ja auch immer wieder darüber gesprochen und dass da mehr Frauen rein müssen. Man hat das Gefühl, da werden Frauen auf Positionen gehievt, nur damit da die Quote erfüllt ist. Ich glaube, da ist noch nicht wirklich angekommen, die Frauen auch als das zu sehen, was sie auch sind. Spezialistinnen in ihrem Fach und dann zu sagen, wir haben ja eine Koryphäe, die soll auch CEO werden. Oft hat das immer so einen Beigeschmack, wo wahrscheinlich auch die Medien einen großen Teil dazu beitragen. Aber ich sehe das wie du, wenn es da eine Veränderung gibt, dann sollte sie auf jeden Fall ehrlich sein. Wenn man sagt, wir haben nur Gurken im Konzern oder wir sehen nur Männer da vorne, dann sollte man auch dazu stehen und nicht irgendeine Frauenquote erfüllen, die es völlig unnötig macht.

Geldfrau: Da möchte ich dir widersprechen. Ich bin ja für die Quote, aber für eine andere Quote. Jedes Unternehmen hat ja eine Beschäftigtenquote zwischen Männern und Frauen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Beschäftigtenquote in Banken vielleicht 70% Frauen, 30 % Männer ist.

Alex: Also je nachdem, welches Thema es ist, gibt es auch teilweise nur Männer.

Geldfrau: Okay. Ich würde dann aber sagen, Gesamtbelegschaft, wie ist die Quote. Wenn 60% Frauen in der Belegschaft, dann ist 60 % die Quote im Vorstand und im Aufsichtsrat. Wenn im Ingenieurbetrieb oder Maschinenbau eben nur 10 % Frauen beschäftigt sind, da kann ich keine Quote haben von 50/50. Da würde ich sagen, 10 % Frauen im Vorstand und Aufsichtsrat. Das ist so die Quote, die ich im Kopf habe. Ich denke wirklich, ohne sie wird es nicht gehen. Guck dir die Dax-Vorstände an. Guck dir die Dax-Aufsichtsräte an. Es ist ein Drama. Ich habe die Zahlen nicht im Kopf. Es ist aber unterirdisch, und ich mache jetzt seit 30 Jahren Journalismus. Wir reden seit 30 Jahren darüber, dass mehr Frauen in die Aufsichtsräte kommen sollen, in die Vorstände. Es tut sich nichts.

Es liegt nicht an den Frauen. Es gibt so viele Frauen, die sagen, ich will auch Aufsichtsrätin werden. So wie ich. Ich bin jetzt Stiftungsrätin, was ich ganz großartig finde. Von Filia, der größten Frauen- und Mädchenstiftung Deutschlands. Es gibt so viele Frauen, die fachlich für ein Aufsichts- oder Vorstandsmandat qualifiziert sind. Trotzdem funktioniert es nicht.

Alex: Zuletzt vor ein paar Monaten, ich weiß gar nicht mehr wie lange das her ist, gab es doch bei Siemens diese Personalie um Janina Kugel. Da wurde doch die nette Dame auch abgesägt. Da habe ich mir auch gedacht, was da in der Wirtschaftswoche steht oder Handelsblatt. Die wurde ja fachlich wirklich gelobt ohne Ende. So gut kann ja offensichtlich gar keine Frau gewesen sein. Sie wurde dann praktisch wegen ganz merkwürdige Sachen, Kompetenzstreitigkeiten und Verständnis untereinander, also so ein Kinderkram eigentlich wurde sie dann abgesägt. Dann denkst du dir doch auch, wer hat sich denn da auf den Schlips getreten gefühlt?

Geldfrau: Ja, ich erinnere mich. Das sind dann immer wieder solche Dämpfer. Bei der Deutschen Bank ist die Amerikanerin Kim Hammonds auch weggegangen worden. Sie hatte versucht, die Deutsche Bank umzubauen von der Infrastruktur her, der IT. Was für Banken ein riesiges Thema ist und wirklich komplex. Sie ist zitiert worden mit einem Satz, wo es Insidern die Augen raushaut. Ich weiß ihn jetzt leider nicht mehr, aber nach dem Motto, die Deutsche Bank sei nicht zu führen. Sie sei ein Chaoshaufen. Hatte sie in einem Nebensatz mal fallen gelassen. Sie ist dann zu Zoom gewechselt, in den Aufsichtsrat.

Alex: Die schaut uns jetzt hier bei Zoom wahrscheinlich zu.

Geldfrau: Hallo!

Alex: Aber auch, wenn du noch keine Aufsichtsrätin bist. Du bist ja trotzdem eine gefragte Speakerin. Ich verfolge dich ja nun schon eine ganze Weile. Du berichtest ja ständig von irgendwelchen Podiumsdiskussionen, sogar im Fernsehen hast du gesagt, im NDR und WDR bist du ja regelmäßig zu Gast.

Da wirst du ja immer noch eingeladen und da bist du auch gut unterwegs oder?

Geldfrau Dani Parthum im Interview NDR Sendung Mein Nachmittag mit Dani ParthumGeldfrau: Ja. Das freut mich sehr. Im NDR-Fernsehen bin ich seit diesem Jahr einmal im Monat bei NDR Mein Nachmittag. Das ist eine bunte Nachmittagssendung aus dem Norden. Darin gibt es die Rubrik „Was ist neu ab dem nächsten Monat: Sparen, Fuchsen, Geld vermehren mit Dani Parthum.“

Alex: Wie die Mehrwertsteuer seit 1. Juli.

Geldfrau: Richtig. Themen wie die Mehrwertsteuer. Oder wenn die Bahntickets sich presilich verändern, es Veränderungen bei der Rente gibt, der Steuer, all die Themen mit Finanz-Hintergrund. Darüber reden wir live im Studio. Das macht mir viel Freude. Ich bin ja eine Hörfunkfrau, das Fernsehen ist noch mal ein ganz anderes Medium für mich. Da stehen drei Kameras um einen herum. Die Maske tupft den Schweiß ab, das Licht muss gesetzt werden. Das ist aufwendig. Und aufregend. Mir kommt aber zugute, dass ich Journalistin bin und die Dinge auf den Punkt formulieren kann.

Alex: Du siehst ja auch Hammer aus, muss man auch sagen. Fürs Fernsehen brauchst du auch was fürs Auge.

Geldfrau: Spielt bestimmt auch eine Rolle, aber du musst vor allem auf den Punkt sprechen können, fachlich korrekt sein, nicht langweilen. Und du darfst nicht so nervös wirken.

Alex: Das machst du in der Tat sehr gut, du bist da sehr professionell.

Geldfrau: Danke! So langsam werde ich auch wieder von Journalist’innen angefragt für Interviews. Journalisten haben gegenüber Ex-Kolleg’innen Beißhemmung, musste ich feststellen, nachdem ich als Geldcoach angefangen hatte zu arbeiten. Das wird schnell als Werbung aufgefasst. Mich freut sehr, dass das Thema Geld und Frauen jetzt in der breiteren Medienlandschaft angekommen ist. Auch bei den Öffentlich-Rechtlichen, dass wir darüber reden, dass wir anfangen, uns Gedanken zu machen um die Finanzen, Rente, Altersarmut. Deswegen freue ich mich sehr, dass ich eingeladen werde und mehr Frauen motivieren kann – und Männer freilich auch.

Gab es denn im Zuge der Corona-Krise für dich berufliche Einschränkungen?

Geldfrau Dani Parthum im Interview Geldfrau: Bei mir ist alles weggebrochen. Alles, wo ich hingehen wollte oder gebucht war. Vorträge, alles abgesagt. Auch meine Coachings. 2 Monate lang ist gar keine Anfrage reingekommen. Was ich aber gemacht habe in der Zeit, war mein online ETF-Kurs zu geben. Für 20 Frauen, die mit mir 6 Wochen einmal durchgelaufen sind von: Ich habe noch keine Ahnung von ETFs und ich kaufe mir jetzt einen ETF und weiß, was ich da tue. Den konnte ich komplett verkaufen. Einmal in der Woche haben wir uns getroffen, zum Webinar für zwei Stunden. Als Gruppencoaching. Sie haben jede Woche ein oder zwei Module freigeschaltet bekommen. Das haben sie durchgearbeitet. Das hat für Umsatz gesorgt, ansonsten hätten April und Mai ziemlich mau ausgesehen. Das ist zweischneidig. Auf der einen Seite ist sehr viel weggebrochen, auf der anderen Seite habe ich durch zufällig gute Vorbereitung einen Kurs gesetzt. Ehrlich gesagt, für unser Online-Business ist es gut, dass viele jetzt gemerkt haben, man sich gut auch digital unterhalten. Eine gute Verbindung aufbauen. Die Hürde ist gar nicht so groß. Das kommt mir zugute, weil ich viele Online-Kurse gebe und auch Coachings über das Internet mache.

Alex: Ich habe bei mir auch schon gespürt, es war ruhiger zum Teil. In der einen oder anderen Woche. Was aber sicherlich daran lag, dass viel auf uns hereingeprasselt ist. Die Lockdowns, Kurzarbeit und die Leute hatten einfach andere Gedanken, als jetzt 1000 Euro zu investieren oder wie fange ich jetzt an mein Geld unters Volk zu bringen. Aber in der Tat, es waren so etwa sechs bis acht Wochen, wo man gespürt hat, da war weniger los. Bei meinem Coaching war es irgendwie anders. Das ging ganz normal weiter. Bei mir sind es eher ältere Männer, die in der Tat in der Krise wenig gespürt haben. Die wahrscheinlich sagen, mein Geld, mein Verdienst läuft irgendwie weiter. Oder die hatten einfach wenig Bedenken und Probleme, weil sie einfach in gewissen Positionen sind. Aber sie haben gemerkt, dass diese Krise dazu führt, dass irgendwas an großer Unsicherheit da ist.

Aus Blick von Finanzen. Das war dann, weißt du, das Thema, dass man dort jetzt mal etwas mehr Pepp reinbringen will. Und nicht einfach nur, ich kaufe jetzt mal Wirecard, BASF, ein bisschen Allianz und 3 Fonds noch, sondern da muss dann in der Tat mehr Struktur rein. Auch gerade mit langfristigem Blick und das habe ich schon gemerkt, dass da so ein bisschen die Ansprüche für so ein Einzelcoaching schon etwas andere waren. Für mich ist das einfach mit der allgemeinen Angst, die allgegenwärtig war in der Gesellschaft, was heute schon wieder viel weniger ist. Die Leute nehmen heute gar nicht mehr diese Restriktionen wahr. Ich habe gestern ein Bild gesehen, wie in England diese Menschenmassen am Strand liegen. Die sagen sich alle, ich habe jetzt die Schnauze voll. Wir leben jetzt unser Leben. Ich glaube, die Regierung hatte da viele Probleme. Da war viel Harakiri dabei, weniger Überlegtes dabei. Aber gut, zweite Welle kommt mit Sicherheit haben sie gesagt. Dann können sie uns ja zeigen, ob sie aus der ersten Welle, wenn man das schon erste Welle nennen kann, was gelernt haben.

Geldfrau: Das stimmt, das ist bei mir auch so gewesen, dass sich die Fragen verändert hatten, während der harten Phase des Lockdowns. Das war Angst getrieben. Ist mein Geld jetzt noch sicher oder ist es jetzt ein guter Zeitpunkt einzusteigen. Das hat viele wirklich beschäftigt und hier können wir mit Finanzwissen und Finanzbildung gut ansetzen. Die Menschen abholen und sagen, das solltest du wissen, bevor du im Aktienmarkt investierst. Ich fand das gut. Ich habe es auch versucht in meinen Newsletter abzufedern. Ich habe Corona-Webinare gemacht, wo die Frauen ihre Fragen stellen konnten.

Wie legst du denn selber dein Geld an? Wie ist deine Asset-Verteilung? Legst du einen Fokus auf Dividenden oder was ist für dich so das Wichtigste?

Geldfrau: Ich muss ehrlich sagen, ich bin immer noch am Kneten meiner Anlagestrategie. Ich habe eine, aber die ist nicht in Stein gemeißelt. Wie bin ich investiert? Ich bin in eine Immobilie investiert, in der ich selbst wohne. Das ist in dem Falle ein Klumpenrisiko, aber auch mit der wichtigste Punk in meiner Altersvorsorge. Dann bin ich relativ langweilig investiert in Tagesgeld. Und habe vor, in Anleihen zu investieren, was ein komplexes Thema ist und ich als herausfordernd empfinde. Dann habe ich einen großen Teil Aktien-ETFs breit gestreut. Vanguard ETFs, USA leicht übergewichtet mit einem Standard & Poor’s ETF und Emerging Markets leicht übergewichtet. Ein Teil meines Vermögens liegt auch in Einzelaktien.

Alex: Aus was für einem Bereich kommen die so? Kannst du das sagen? Sind das eher so defensive Werte?

Geldfrau: Ein wenig Europa, Amerika, Asien, Konsumgüter, Pharmazie, Klamotten. Einen Luxuskonzern habe im im Depot, den ich schon immer mal wollte. Ich denke, Luxus geht immer. Und Biotech. Das sinf für mich alle Langzeitinvestments. Ich habe nur konservative Werte. Auch Dividendenwerte. Ich gucke in der Tat immer auf die Dividende. Das ist mir wichtig. Worauf ich auch immer achte ist der Verschuldungsgrad. Wenn Unternehmen große Verschuldungsgrade haben, dann können sie so tolle Dividendenwerte haben. Dann investiere ich nicht. Als grobes Raster. Und das Geschäftsmodell. Wenn ich das nicht verstehe, bin ich raus. Man kann aber auch nicht bis ins Kleinste von außen in Unternehmen schauen.

Alex: Wie bei Wirecard.

Geldfrau: Finanzen-Unternehmen habe ich sowieso nicht. Ich habe keine Banken. Ich habe keine Autohersteller. Was ich interessant finde, sind Robotik-Unternehmen. Da beobachte ich zwei. Aber da hast du völlig recht, damit musst du Freude haben. Du musst Bilanzen lesen. Du musst auch Geschäftsberichte lesen können. Du musst auch gerne was analysieren wollen, wenn du das nicht willst, kannst du nicht in Einzelaktien investieren. Kryptogelder habe ich nicht. Ich finde, Kryptogeld ist kein Investment, das ist Zockerei, Spielerei. Ist für mich kein Vermögensaufbau und auch alles andere, was ich nicht öffentlich über eine Börse handeln kann, also Schmuck, Kunst und so was, bin ich alles nicht investiert. Nicht in Alkohol oder Whisky oder Handtaschen, die sie jetzt Frauen andrehen wollen.

Alex: Muss auch sehr liquide sein.

Geldfrau: Ja, ganz genau. Die Titel müssen liquide sein. Ich will das jederzeit verkaufen können. Irgendwelche geschlossenen Fonds gibt es bei mir auch alles nicht.

Alex: Gibt es sowas überhaupt noch?

Geldfrau: Ich glaube, in Deutschland wurde das abgeschafft. Ich glaube, solche Art der geschlossenen Fonds gab es auch nur in Deutschland. Ich dachte, sie hätten sie abgeschafft und du musst jetzt tatsächlich offen sein. Du musst das dann anmelden, dass du deine Anteile verkaufen willst.

Was sagst du denn zu der Geldschwemme, die aufgrund von Corona die Märkte geflutet haben?

Alex: Ich krieg es gar nicht mehr zusammen, Billionen oder Billiarden, ich glaube, uns steht ein Sachwerte-Jahrzehnt bevor. Dann wird deiner Immobilie in Hamburg noch mal richtig ein Goldkrönchen aufgesetzt bekommen oder?

Geldfrau Dani Parthum im Interview Geldfrau: So sehe ich das auch. Es sind inflationäre Tendenzen, die sich in den Sachwerten abbilden. Weil – Geld ist ja da. Wenn die Anleihen aufgekauft sind, das machen EZB und die FED, kommt das Geld ja noch mal zusätzlich in den Markt, wo geht das dann hin? Natürlich werden mehr Kredite vergeben zu günstigen Konditionen, dadurch sind mehr liquide Mittel unterwegs. Die Sachwerte werden vermutlich weiter zulegen. Immobilien, Aktien, ETFs, REITs – das wird vermutlich steigen und vielleicht auch nicht mehr im gesunden Maße. Das werden wir sehen. Wir haben ja alle keine Glaskugel. In Verbraucherpreisen sehen wir ehr keine Kaufkraftverluste. Zumindest aktuell nicht. Das ist ja auch so ein Ding. Darüber diskutiert die Fachwelt auch schon seit Jahren. Wenn du den Kaufkraftverlust wirklich abbilden wolltest, müsstest du einen Inflationsindex haben inklusive der Sachwerte. Zum Beispiel Aktien, Immobilien. Die hohen Immobilienpreise fließen über die erhöhten Mieten in den Verbraucherpreisindex der Europäischen Zentralbank ein. Aber da gibt es ja keinen Link zu Aktien. Die Inflationsrate, die offizielle die wir haben, ist auch ein politisches Instrument und bildet nicht den tatsächlichen, gesamtvolkswirtschaftlichen Kaufkraftverlust ab.

Alex: Vielleicht auch gewollt, muss man sagen.

Geldfrau: Kann sein. Ich habe mal einen Hörfunk-Bericht gemacht, wie die Inflationsrate gemessen wird, den harmonisierten Verbraucherpreisindex. Ich habe dadurch mitbekommen, dass in den Statistikämtern und auch in der Wissenschaft darüber diskutiert wird, ob jetzt Aktienpreise mit einfließen sollten oder Immobilienpreise et cetera. Warum sich diese Diskussion nicht in der Öffentlichkeit niederschlägt oder das nicht gemacht wird, ist eine politische Entscheidung.

Alex: Wir wissen ja nichts. Wir sind ja Schlafschafe. Wir können ja nur vermuten.

Geldfrau: Das sagt ja keiner offiziell in dein Mikrofon.

Alex: Du kannst ruhig alles offiziell bei mir sagen, was du willst. Hört ja keiner.

Was ist denn so mit Edelmetallen? Hast du jetzt gar nicht erwähnt.

Geldfrau Dani Parthum im Interview Geldfrau: Ich bin nicht in Edelmetalle investiert. Nicht über Aktien und ich halte auch keine Edelmetalle.

Alex: Eine Münze oder so? Unterm Kopfkissen, im Keller oder irgendwie?

Geldfrau: Erwischt, ich habe tatsächlich eine große Münze, eine 1 kg Silbermünze. Mit einem Eisvogel drauf. Ich hatte mal für mehrere 1.000 € Silber gekauft, in diesen Ein-Kilo Münzen. Im Hochstand habe ich sie verkauft. Das war ganz klar spekulativ. Eine Münze habe ich mir behalten, weil sie so schön aussieht. Ansonsten investiere ich nicht in Edelmetalle wie Gold, weil mir die Preise zu sehr schwanken. Gold hat auch über die Jahrzehnte eine Rendite von um die 1 – 2 %. Das ist mir zu wenig.

Alex: Das ist schon richtig, wie du sagst, dass langfristig über die Jahrzehnte gesehen, Gold nicht so eine große Performance hinlegt. Man muss aber bei den Edelmetallen auch sehen, dass es in gewissen Zyklen stattfindet, und der letzte Zyklus begann im Jahre 2000. Wenn du dir noch mal den Chart in Euro-Basis anschaust, da siehst du eine extreme Wertsteigerung, die teilweise die Aktienmärkte, bzw. einzelne Aktien übersteigt. Es ist aber, wie gesagt, diese Phase, worin wir uns gerade befinden. Deswegen habe ich auch gesagt, das nächste Jahrzehnt, die nächsten Jahre sind da sehr entscheidend. Es wird wieder zu einer Blasenbildung kommen. Da geht es um Kaufkraftverlust und am Ende werden wieder die Rohstoffe in einer extremen Hausse Phase sein. Die noch über dem gehen wird, was wir in der letzten Hausse Phase hatten und deswegen sollte man das auf jeden Fall nicht unterschätzen. Also schaus dir lieber noch mal an. Dann ist das, wie du sagst, deine 1 bis 2 % sicherlich, was man noch aufbauen kann.

Deutlich umfangreicher ausgeführt habe ich diesen Absatz im Podcast / YouTube Video.

Geldfrau: In dem Edelmetallthema ist viel Luft. Wenn ich in Edelmetalle investieren würde, hätte ich sie nur im Tresor liegen. Als physisches Edelmetall. Nicht als Papier-Gold.

Alex: Er sollte schon physisch hinterlegt sein, ja ist richtig.

Geldfrau: Es sollte physisch hinterlegt sein, sonst ist das wie bei allen Papieren, hinter denen nur Luft steht, siehe Finanzkrise 2008. Und dann ist dein Geld weg.

Alex: Es bieten sich auch Goldminen-ETFs an. Das ist nichts Anderes als ein ETF auf den Chemiesektor. Und dann gibt es halt Goldminen, das sind Unternehmen. Die arbeiten dort in ihren Minen. Die haben dort ihre Lager und die produzieren in der Regel auch auf Termin. Das ist ganz wichtig bei den Unternehmen, die können heute produzieren und wissen, welchen Preis sie dafür kriegen und wann sie es abliefern müssen. Das ist eigentlich in der Phase, in der wir uns gerade befinden, ein sehr berechenbares Geschäft. Und ja es wird irgendwann wieder den Umschwung geben, aber bis dahin wird noch einiges passieren. Wäre auf jeden Fall eine Alternative.

Hast du vielleicht ein paar Buchtipps für unsere Leser und Zuhörer?

Alex: Hast du vielleicht, unabhängig davon, dass du auf Frauen spezialisiert bist, vielleicht ein paar Buchtipps für uns? Wer mit dem Thema mal anfangen will, mit Finanzen. Wer mal raus aus der Küche will, der soll mal mit Buch A beginnen und für jemanden, der sagt, der ist schon gut dabei, vielleicht hast du noch einen Buchtipp für Fortgeschrittene, sowie für uns beide?

Geldfrau Dani Parthum im Interview Geldfrau: Ich finde das Buch von Margarete Honisch „Easy Money“ gut, das richtet sich tatsächlich an Frauen. Ich mag, was sie da geschrieben hat und wie. Sie holt die Millennials ab. Das wäre ein Buchtipp.

Alex: Ich finde es auch gut. Da sieht man auch, dass nicht nur Margarete, sondern auch der Verlag sich viel Mühe gegeben hat.

Geldfrau: Ja. Fachlich hat es Hand und Fuß. Mit Einsteigerbüchern ist es nicht so einfach, wenn ich ehrlich bin. Meist sind sie zu flach oder überfrachtet. Ich finde Albert Warneckes Buch Der Finanzvisier vom Grundsatz her sehr gut. Alberts Stil muss Frau aber mögen, weil Albert von der Wortwahl her deftig ist.

Was ich als wirklich fantastisches Nachschlagewerk und Einstieg empfehlen kann, ist Hartmut Walz, „Ihre Finanzen fest im Griff“. Da stehen die wichtigsten Dinge drin. Was du einfach wissen musst. Welche Herausforderung gibt es z.B. in der Nullzins Welt. Was ist Inflation. Besteuerung. Unvorteilhafte Produkte, er ordnet das alle ein. Das ist nicht so wahnsinnig lang.

Alex: Ich glaube, wichtig ist, auch überhaupt erst mal Interesse zu wecken. Zu sehen, dass das ganze Thema ja vielfältig ist. Wir können wahrscheinlich zwei Stunden oder noch mehr darüber reden. Alleine wie man die Einnahmen steigern könnte. Dann haben wir noch gar nichts bei den Ausgaben gemacht. Wenn man dann das Geld, was übrig ist, investieren wollen würde, dann können wir noch wochenlang reden. Es muss Interesse wecken. Man muss Spaß mitbringen und Zeit. Wenn man dann erkennt, dass ETFs ganz gut sind, da kann man sich noch mal separat über ETFs einlesen. Oder man stürzt sich auf seine Riester und seine Versicherung und fängt an, dort mal aufzuräumen und auszusortieren.

Geldfrau: Und weißt du, was ich auch noch toll finde? John C. Bogle „Das kleine Handbuch des vernünftigen Investierens“. Wenn du schon so ein bisschen angefangen hast, dich mit Finanzen zu beschäftigen. Bogle erzählt ganz viel über den Aktienmarkt in einer sehr aufgeräumten Weise, die das Fachliche mischt mit leichten aber tiefgehenden Geschichten. Da stehen Details, aber du wirst nicht erschlagen damit.

Wenn sich überhaupt jemand mit Geld beschäftigen will, gibt es von Stefan Mekiffer auch ein großartige Buch Warum eigentlich genug Geld da ist. Das ist ein Grundlagenbuch über Volkswirtschaft und Geld. Wie hängt das mit der Volkswirtschaft zusammen? Seine Schlussfolgerung ist diskussionswürdig, weil er als eine Lösung ein Minus-Geld ansieht. Ein Schwundgeld. Ob das gut oder schlecht ist? Dazu habe ich mir abschließend noch keine Meinung gebildet. Es ist ein Ansatz. Wir diskutieren das aber gar nicht. Wo kommt eigentlich das Geld her? Die EZB bringt es in Umlauf, aber dann? Die Bundesrepublik Deutschland kann nicht direkt bei der EZB Geld aufnehmen. Warum eigentlich nicht? Warum muss das immer über die Banken gehen? Wir diskutieren auch nicht darüber, warum ich als Verbraucherin kein Konto bei der EZB haben kann. Warum muss ich zur Bank gehen? Wo wir zur Frage kommen: Wozu brauchen wir Banken in der digitalen Welt? Eine ganz spannende Diskussion.

Alex: Ich meine, es wird ja immer auf das aktuelle System so rumgehackt. Es ist ja schlecht. Es wird nicht funktionieren. Es ist ja endlich. Aber sobald mal jemand kommt und sagt, es gibt Alternativen, nehmen wir mal dieses Schwundgeld, dann wird sofort gesagt, ja das geht aber nicht, weil das kann ja gar nicht. Zumindest anhören sollte man sich das mal. Man kann ja alle Methoden mal testen und es gibt immer Pro und Contra, aber nur weil wir ein System haben, was nicht gerecht oder nicht funktioniert als wahrgenommen wird, sollte man die anderen Sachen nicht verpönen.

Wie siehst du die Chancen für unser aktuelles Banken- und Geldsystem?

Geldfrau Dani Parthum im Interview Geldfrau: Gerade im Finanzsektor sind so große Kräfte am Werk. Der Finanzsektor hat nachweislich mächtigen Einfluss auf die Politik, im Sinne der Besitzstandswahrung. Deswegen ändert sich auch nichts. Ich weiß nicht, was noch passieren muss, damit das System wirklich öffentlich in Frage gestellt wird. Vielleicht durch Finanzbildung von unten, als Graswurzelbewegung. Das wäre super. Aber es ist genau das, was du sagst. Wir diskutieren leider keine systemischen Fragen. Ich hatte ja gehofft, dass sich nach der Finanzkrise wirklich etwas bewegt und diskutiert wird, was wollen wir von einem Bankensystem? Was soll das Bankensystem als Dienstleister für uns leisten? Wurde nicht diskutiert. Große verpasste Chance.

Alex: Es wird immer nur geheilt und noch ein Verband angelegt und und und. Irgendeiner, habe ich mal gelesen, der hat gesagt, man kann noch so viel Geld drucken und so weiter. Solange das alles miteinander mitwächst, Schulden und Geld, dann ist es egal, ob wir damals von einer Milliarde geredet haben. Wenn es alles gleich wächst, dann reden wir von 2 Billionen. Weil im Grunde ist alles genau das gleiche und die Preise sind mitgewachsen. Franz Beckenbauer ist ja irgendwann mal Meister geworden und dann hat er mal im Interview gesagt, er hatte als Prämie oder als Geschenk zur Meisterschaft so ein Sofa bekommen, eine Sitzgarnitur. Jetzt stell dir das aber heute vor: 10 Jahre später. Cristiano Ronaldo gewinnt die Champions League, die stellen ihm dann ein Sofa hin. Der macht da Hunderte Millionen Umsatz und Gewinn im Jahr. Das muss ja irgendwo herkommen. Und das hat sich auch der Franz Beckenbauer nicht erträumen lassen. Das wir beim Fußball mal irgendwo hinkommen, dass die Bundesliga über Milliarden redet und so werden wir auch dahin kommen, dass wir in 20 Jahren, wenn es die Bundesliga nach Corona dann noch gibt, wird es einfach so sein, dass sie sagt, wir haben ein neues Rekordergebnis. Die gesamte Bundesliga hat vielleicht die ersten 500 Milliarden Umsatz gemacht. Da denken wir heute auch, das kann doch gar nicht funktionieren. Da kostet jeder Spieler grundsätzlich mal eine Milliarde. FC Bayern München kaufen nur noch Milliardenspieler. Das kann man sich heute nicht vorstellen, aber im Endeffekt ist so. Dann wird das System auch immer so weitergehen. Deswegen kann auch Gold z. B., der niedrigste Preis den du bei Gold noch kriegst in der schlechten Phase noch 5.000 USD. Weil es einfach in der Zeit zu den Milliarden Einkäufen beim FC Bayern einfach ein normales Verhältnis ist. Das ist die Kaufkraft, die mit diesem z. B. Edelmetall auch erhalten wird. Ich glaube, wenn wir nächstes Jahr noch mal sprechen, wird sich nicht viel geändert haben. Aber ich finde spannend und gut, dass du zumindest jemand bist, die ja auch in der Öffentlichkeit dein Standing nutzt, solche Sachen anzusprechen und voranzubringen.

Geldfrau: Wir brauchen das viel offensiver. Ich gehe auf Podien gern in die Offensive und spreche Missstände an. Spitze zu. Monate später erhalten ich dann oft Mails oder werde über Instagram kontaktiert von Frauen, die sagen, hey, ich fand das super, was du da gesagt hast, und ich habe sofort angefangen, mich damit zu beschäftigen. Und genau das ist es auch, was ich will. Eine Welle machen. Das willst du ja auch. Wir wollen normalen Menschen für das Thema Geld und Geldanlage begeistern, dass sie mehr damit anfangen können, sie die Kraft des Geldes erkennen und damit ihre eigene Kraft. Das hat so viel Stärkendes. Es ist noch ein langer Prozess.

Alex: Es ist ein gutes Beispiel. Hier in Asien gibt es an jeder Ecke solche Shops, Seven Eleven, also Geschäfte die 24 Stunden offen haben und ich glaube, es gibt weltweit 50 bis 60.000 Jobs. Der reichste Thailänder, der nicht zur Monarchie gehört ist übrigens der Besitzer von Seven Eleven in Thailand. Die haben in der Tat das Problem, also das Geschäft läuft Tag und Nacht, wie so ein Späti in Berlin oder Hamburg, nur eben alle systematisiert. Ist eine riesen Kette. Die haben das Problem, dass sie keine Mitarbeiter mehr finden oder sich zumindest extrem schwertun Mitarbeiter zu finden. Weil diese Länder hier Südostasien einen Wohlstand erfahren. Früher war das so, du warst froh einen Job zu haben, der weg von der Landwirtschaft geht oder vom Tourismus, sondern hin zu solchen Geschäften. Und die tun sich jetzt schwer, weil die Leute sagen, du es gibt ja eine Menge andere Jobs, die ich machen kann und besser bezahlt sind. Warum soll ich denn jetzt in einem Späti arbeiten rund um die Uhr für vielleicht 10 $ die Stunde oder noch weniger? Da haben die echt Probleme. Das sieht man auch am Aktienkurs der letzten Jahre. Sie haben immer mehr unterbesetzte Filialen. Können kaum noch neue Filialen öffnen, weil sie einfach keine Leute finden. Es ist ein bisschen, wie du sagst, es findet ein Umdenken statt, was die Leute sagen. Ich muss nicht mehr jeden Job annehmen, es gibt immer wieder Möglichkeiten, seinen eigenen Wohlstand auch zu leben und nicht nur davon zu reden.

Geldfrau: Ja das sind Prozesse. Wir leben gerade in einer sehr spannenden Phase der Menschheit. Mit Klimawandel, immer stärker werdende Globalisierung, die neue Gewichtsverschiebung zwischen USA, Russland, China, Afrika. Wo steht Afrika?

Alex: Du musst zwischendurch auch mal Deutschland erwähnen. Wir sind auch ganz groß mit dabei.

Geldfrau: Leider nicht. Das macht mir wirklich Sorgen, das Europa nicht die Stärke entwickelt, die es entwickeln könnte. Wir könnten so ein großartiger Kontinent sein, geeingt, kulturell vielfältig, wirtschaftlich stabil, nachhaltig, innovativ. Aber wir zerreden uns in der EU in vielen Teilen. Gehen nicht die großen Gemeinschaftsprobleme an. Das finde ich sehr schade, und wenn wir das weiter so machen, werden wir zerrieben.

Alex: Ich glaube schon, dass wir von diesen Außenmächten zerrieben werden. Absichtlich. Manchmal kommt mir Europa vor, wie so ein Kindergarten, wenn die so einen Ausflug machen. Da gibts in der Mitte so diese 1-2 Erzieher, ich sage jetzt nicht Hundeleine, aber die jetzt ihre 20 Kinder betreuen und dann durch die Straßen zum Spielplatz gehen. Die zwei großen sind Deutschland und Frankreich, die Erzieherin. Und alles andere was darum rumläuft, diese kleinen Kids, das sind die anderen Länder. Das ist die Frage. Wie willst du Europa stark machen, wenn du die ganzen Kinder groß machst. Wäre es nicht einfacher für die außenstehenden Mächte, die zwei großen klein zu machen? Das ist so mein Gefühl. Ich bin jetzt nicht so der Verschwörungstheoretiker, aber irgendwie wenn man sich das so anschaut, ist es auch einfach ermüdend mit anzusehen. Wie du schon sagst, wann fängt Europa denn mal an. Wann kommt denn da mal ein bisschen Stärke. Die zerreden sich alle selber. Das ist auch mit der Grund, warum wir auf Reise gegangen sind. Wir wollen uns eigentlich mit solchen Themen gar nicht beschäftigen. Wir wollen die Leichtigkeit spüren im Hier und im dort. Hier in Asien ist es einfach im Moment sehr sehr leicht. Wir freuen uns jetzt auch schon auf Europa, aber wir wissen, dass wir da nicht lange bleiben werden. Bisschen Berlin und Brandenburg, dann bis in München, dann Österreich und dann wollen wir auch direkt wieder weg.

Geldfrau: Dabei hat Europa so viel zu bieten, die einzelnen Länder.

Alex: Da gebe ich dir recht, aber ich würde da nicht wohnen wollen müssen heute. Weil du dann eben eintauchst in diese gesellschaftlichen Dinge, wie Bürokratie usw. Mir reicht es, vor 2 Jahren waren wir ja 3 Monate in Italien. Unter anderem einen Monat in Venedig. Wer macht das schon? Die meisten sind zwei Tagen in Venedig, eine Nacht. Das ist schon extrem nett, aber ich bin immer nur ein Tourist. Ich konsumiere dieses Land. Ich muss dort nicht leben. Ich muss dort nicht Bürokratie und das ganze Beamtentum dort erleben. Das ist so etwas, was einem die Luft wegnimmt, wenn man ewig dortbleibt. Du warst doch in Kuba. Da war ich ja noch gar nicht. Wir waren noch gar nicht in Südamerika. Das ist für mich total spannend. Da gibts ja ganz viele Ländern. Ganz interessante Sachen, aber das ist auch so ein Thema, Kriminalitätsraten. Und das Gesundheitswesen, Stichwort Corona. Südamerika hat jetzt nicht für uns den Ruf „komm zu uns.“ Da sitze ich lieber hier in Asien. Das ist einfach gesundheitlich eine ganz andere Welt. Gesundheitsthemen und Gesundheitswesen, auch Kriminalität ist hier ne ganz andere Welt.

… aber erzähl doch mal, wie ist denn Kuba? Kann man da einfach mal hin reisen?

Geldfrau Dani Parthum im Interview Geldfrau: Ja, du kannst einfach hin. Das eine möchte ich aber gleich sagen, es ist für vegetarisch essende Menschen schwierig in Kuba. Weil die Kubaner keine vegetarische Küche kennen, zumindest habe ich nichts davon bemerkt. Wir haben uns zuerst den Süden angeguckt. Sind dann quer durch das gesamte Land bis nach Havanna in den Norden gefahren innerhalb von zweieinhalb Wochen. Kuba ist ein fruchtbares Land, aber irgendwie bauen sie nicht viel Gemüse an. Ich bin nur ein bisschen in die hiesige Wirtschaft eingetaucht, konnte aber nicht erkennen, warum so wenig Früchte und Gemüse angebaut wird.

Alex: Ich dachte, die machen da nur Tabak.

Geldfrau: Tabak und Zuckerrohr siehst du überall. Das versuchen sie zu exportieren, was durch das Handelsembargo der USA schwer geworden ist. Sie bauen auch Tomaten und Gurken an, die sie auch verkaufen dürfen. Kuba ist teils ein sehr armes Land. Von Staatswegen habe ich dort keine großen landwirtschaftlichen Betriebe gesehen, wie in der DDR damals die LPGs, die großflächig Landwirtschaft betrieben. Das hat mich sehr gewundert. Sie ernähren sich vor allem von Fisch und Fleisch. Das heißt, so ein leichtes Leben, wie du da hast in Thailand …

Alex: Na ja, jeden Tag Reissuppe hier ist auch nicht so leicht. Aber manchmal wundere ich mich schon, wo sie das ganze Chicken her nehmen. Weil wenn du hier die Hühnchen siehst, kennst du diese gelben Gummienten, die so quietschen, so sehen hier die Hühner aus, ich weiß gar nicht, wo die das ganze Hühnerfleisch her nehmen.

Geldfrau: Wahrscheinlich aus Europa importiert? Hühner rennen in Kuba auch viele herum. Die Versorgungslage ist aber schlecht, das ist wirklich noch einen Tick schlimmer als damals in der DDR. Da stehen Leute vor den Läden Schlange, weil es mal Olivenöl gibt oder Tomaten oder Tomatendosen. Die Preise haben auch nichts mit dem Leben der Menschen zu tun. Da kostet eine Olivenölflasche exorbitant viel. Da bräuchten sie zwei Wochen, um das Geld dafür zu verdienen, um sich ein Olivenöl zu kaufen. Die Leichtigkeit des Lebens findest du in Kuba nicht unbedingt, höchstens im Norden um Havanna. Aber du findest diesen Charme, diese wahnsinnigen Farben, dieses stimmungsvolle Licht, diese freundlichen Menschen. Ich habe keine Kriminalität erlebt. Ich habe mich immer sicher gefühlt. Obwohl wir als Touristen natürlich sofort erkennbar sind. Wenn ich mit meiner Freundin durch ein Dorf gehe, ich als blonde Frau, sie als französisch aussehende Frau, dann ist klar: die beiden sind Europäerinnen.

Alex: Die wollen bestimmt auch wissen, wie es außerhalb aussieht. Sie werden ja nicht die Möglichkeiten haben.

Geldfrau: Sie sind uns jedenfalls offen begegnet. Es ist aber auch so, dass du die Staatsmacht in Kuba spürst, wie in der DDR. Die Leute sind nicht frei. Sie gehen lieber nicht zu nahe an uns Touristen, weil sie eventuell beobachtet werden. Diese unterschwellige Angst vor Repressalien, die habe ich dort auch gespürt wie damals in der DDR. Die Kubaner sind allerdings findig und versuchen mit allem Mitteln Geld zu verdienen, weil sie so wenig haben. Das ist so zweischneidiges Schwert. Schöne Natur, tolle Städte, beeindruckende Dörfer, nahbare Menschen, aber du merkst, sie sind arm und brauchen dringend Geld, am liebsten Dollar. Und du kommst als Touri da hin. Das fand ich schwierig. Weil sie natürlich denken, wir sind reich. Sind wir ja auch.

Alex: Du bist ja auch die Geldfrau. Wenn die Geldfrau kommt, musst du auch Geld verteilen.

Geldfrau: Ich empfinde mich ja auch als reich. Faktisch bin ich wohlhabend. Kuba kann ich auf jeden Fall empfehlen. Das Embargo der USA grenzt dabei für mich an völkerrechtliche Verletzung. Und die Staatengemeinschaft guckt zu. Das ist unerträglich. Es ist ja auch so, wenn z. B. ein Schiff in Kuba anlandet, um Waren zu bringen, Produkte oder Vorprodukte für Maschinen und so weiter, dann darf es als nächsten Hafen nicht die USA anlaufen. Das heißt, die Reeder aus Europa werden Kuba nicht anlaufen, weil sie dann nicht weiter touren dürfen in die USA. Die USA nimmt die Weltgemeinschaft in Sittenhaft. Perfide. Da spielt die USA ihre Handelsmacht aus, dass gehört vor ein Gericht. Das ist menschenverachtend, was sie mit den Kubanern machen.

Alex: Das ist natürlich auf der obersten Ebene. Da wird genau aus dem Grund nichts passieren. Das ist eine politische Sache. Vor welches Gericht willst du da gehen?

Geldfrau: Nein, du kannst dich als Tourist ganz normal bewegen. Du darfst nicht überall wohnen. Es gibt von Privaten so was wie Bed and Breakfast, wo du wohnen kannst. Aber es gibt Bed and Breakfast für Touristen und es gibt Bed and Breakfast für Locals. Du darfst als Tourist nicht in den Unterkünften der Locals schlafen. Und umgedreht auch nicht. Das ist eine seltsame Regelung. Aber du darfst natürlich in alle Restaurants rein. Mit Fotos solltest du vorsichtig sein. Überall ist Polizei. Du kannst dich zwar frei bewegen. Auch in alle Läden gehen und handeln, wenn du die Sprache sprichst. Wer Spanisch kann, ist sehr im Vorteil. Ich spreche leider kein Spanisch. Da ich recht minimalistisch unterwegs bin, kaufe ich im Ausland auch nur selten etwas.

Alex: Wir tauschen auch nur. Wenn ich dieses T-Shirt jetzt entsorge, dann kaufe ich mir ein neues. Aber ansonsten …

Geldfrau: So ähnlich ist das bei mir auch. Deswegen kam ich mir schon manchmal doof vor, weil ich vieles nicht gekauft habe und oft nein danke gesagt habe. Weil ich es nicht brauche, was soll das bei mir in der Wohnung rumstehen. Ich habe nur ein paar Kleinigkeiten gekauft und groß aufgerundet. Oder viel Trinkgeld gegeben.

Alex: Womit bezahlt man dort? Haben die US Dollar oder haben die kubanischen Pesos?

Geldfrau: Mit kubanischen Pesos. Die haben eine Touristen-Währung und eine Einheimischen-Währung. Mit der Touri-Währung bezahlen wir, da ist alles etwas teurer. Mit Dollar darfst du nicht offiziell bezahlen, aber jeder nimmt ihn. Der Dollar und der Pesos sind von der Wertigkeit ganz ähnlich.

Alex: Also wenn ich nach Kuba gehe, werde ich mir einen Guide holen, werde den gut bezahlen, werde ihn mit dem richtigen Geld losschicken, damit er mir die ganzen Sachen besorgt.

Geldfrau: Ja, gute Idee. Einen Guide würde ich auf jeden Fall nehmen, weil er oder sie kann dir viele Dinge erzählen und zeigen, die du als Touri, wenn du nur so durchgehst, nicht findest.

Alex: Gibt es dort eine deutschsprachige Community? Ich glaube, in der DDR waren ja nicht nur Vietnamesen, sondern auch Kubaner.

Geldfrau: Es gibt Deutsche, die auf Kuba leben. Seit vielen Jahrzehnten. Es gibt da sicherlich auch eine deutsche Community, die haben wir aber nicht besucht.

Alex: Wir waren ja z. B. in Perth, in Australien und wir haben an jeder Ecke im Supermarkt überall deutschsprachige Menschen gehört. Oder die haben uns natürlich verstanden und gehört und haben uns dann noch angesprochen. Die haben uns erzählt, dass es eine ehemalige deutsche Kolonie war, und das ist da wirklich ganz viele Menschen, um die 10.000 um Perth, deutschen Ursprungs sind. Das ist ganz interessant gewesen.

Geldfrau: Das haben wir nicht gesehen. Einen Blick auf Guantanamo haben wir aber geworfen – von weit weg. Die USA spielen eine große Rolle, das Embargo ist immer gegenwärtig. Aber deutsche Community? Interessante Frage. Werde ich mal weitergeben. Aber du fliegst ja von Deutschland 11 Stunden hin, da ist die CO2 Bilanz für die nächsten Jahre …

Alex: Jetzt ist ja Corona, da ist das nicht so wild. Das kommt vielleicht in ein paar Monaten wieder. Und fliegen tut ja auch kaum noch einer. Wir haben schon gemerkt, das Reisen ist und wird teurer. Ich habe jetzt geschaut wegen unserer Flüge nach Deutschland, das was vielleicht letztes Jahr 320 € gekostet hat, kostet jetzt 500 €. Es ist einfach weniger Angebot da. Der Flugplan sieht deutlich dürrer aus. Du liest ständig Thai Airways, eigentlich eine renommierte Airline, ist pleite und insolvent, auch wenn sie vom Staat getragen wird. Aber es ist für die leichter, wenn du sie insolvent gehen lässt und dann wieder aufleben lässt. Nok Air, auch eine kleine Fluggesellschaft. Da kam gestern die Info, stellt den Flugbetrieb ein. Es wird sich viel tun. Lufthansa hat ja auch Hunderte Jets außer Betrieb gestellt. Das heißt, die können gar nicht mit dem gleichen Flugplan wie man es gewohnt ist, starten. Am Ende sind sie auch nur noch Staats-Airlines. Eigentlich ist praktisch alles insolvent gegangen. Da verändert sich schon sehr viel. Aber jetzt gucken wir erst mal, wie wir nach Europa kommen und wie wir uns innerhalb von Europa bewegen können. Am Ende wird für uns das Land gewinnen, welches uns mit offenen Armen aufnimmt.

Geldfrau: Du weißt ja, wo du in Hamburg absteigen könntest.

Alex: Ich komme auf jeden Fall nach Hamburg. Meine Frau schaut auch schon wieder nach Musicals. Vor zwei Jahren waren wir bei König der Löwen und da wird es wahrscheinlich auch noch ein anderes geben. Hamburg ist ja eine Musicalstadt und da werden wir auf jeden Fall jetzt im August hin. Dann werden wir uns auf jeden Fall sehen.

Geldfrau: Ich bin auf jeden Fall da im August.

Alex: Machst du keinen Sommerurlaub?

Geldfrau: Ich mache jetzt ein bisschen Sommerurlaub im Juli für drei Wochen bei meinen Eltern quasi im Garten. Lass mal die Seele baumeln. Ich fahre nicht weg. Meine andere Hälfte der Familie ist Segeln. Wir machen keinen großen Urlaub dieses Jahr. Ich habe keine Lust auf irgendwo hinfahren und der Rest meiner Familie auch nicht. Mal ein bisschen Sylt, mal Travemünder Strand, aber das war es dann. Wir haben alle drei nicht die große Lust irgendwo hinzufahren. Wir wohnen ja hier oben im Norden und da gibt es das ein oder andere Ferienhaus in der Familie.

Alex: Freut mich, dass du dir heute Zeit genommen hast. Hat mich sehr gefreut.