Ich freue mich, dass ich heute hier als Gastautor auf Alex seinem Blog auftreten darf. Mein Name ist Tobias und ich möchte dir in diesem Artikel mein Kontenmodell und die Struktur meiner Finanzen vorstellen. Wenn ich mein und ich schreibe, ist das nicht ganz richtig. Ich bin verheiratet und habe eine sechsjährige Tochter. Als Familie und zusammen mit meiner Frau haben wir uns dieses Kontenmodell und unser Vorgehen beim Thema Finanzen ausgedacht und verfeinert, um den Vermögensaufbau zu verbessern.
Das Ziel: möglichst viel von unseren Einnahmen zu sparen und das gesparte Geld gewinnbringend zu investieren. Dabei darf das Leben aber nicht zu kurz kommen. Wer Kinder hat, der weiß, wovon ich rede: man möchte seiner Familie etwas bieten und seinen Kindern später alle Möglichkeiten offenhalten. Geld spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle. So kam es, dass wir die Quadratur des Kreises versucht und für uns einen sehr guten Weg gefunden haben.
Alles was ich hier beschreibe ist nicht einfach so vom Himmel gefallen. Vielmehr ist unser Modell eine Kombination aus einigen verschiedenen Strategien und Techniken. Manches haben wir uns bei anderen angesehen und übernommen oder angepasst. Ich habe viel gelesen und recherchiert und daraus haben meine Frau und ich unser Modell sozusagen herauskondensiert. Als gute Quellen für den Vermögensaufbau haben sich die Bücher von Alex Fischer zum Thema Sparen und finanzielle Freiheit erwiesen. Auch andere Finanzblogger, meist unter dem Banner der eBookwoche.com, haben uns inspiriert. Als Basis diente uns tatsächlich die Lehre von Bodo Schäfer. Von ihm konnten wir viel Basiswissen erlernen, er ist sehr gut darin seine Leser in die richtige finanzielle Grundstimmung zu bringen.
Unser Vorgehen hat sich über Jahre entwickelt. Es muss für dich nicht genau so funktionieren. Trotzdem glaube ich, dass du den ein oder anderen Impuls hieraus mitnehmen kannst. Und genau darum geht es!
Wie alles begann
Schon vor der Zeit als wir konsequent und zielgerichtet unser Konten Modell verfolgt, gespart und investiert haben, waren wir sparsam und das Finanzielle war okay aufgestellt. Aber irgendwie war es trotzdem so, dass nicht so viel Geld auf dem Konto war wie es gefühlt hätte sein müssen. Aber das Gefühl ließ sich nicht so recht greifen und ich tröstete mich längere Zeit noch damit, dass der Banker sehr erstaunt gekuckt hat als wir 50% unseres Eigenheims aus Eigenkapital finanziert haben. Wir haben schon gespart, aber irgendwie war es doch nicht so viel wie ich mir vorgestellt hatte. Investiert haben wir damals so gut wie überhaupt nicht.
Es dauerte also noch eine ganze Weile, bis ich begann mich heimlich mit dem Investieren zu beschäftigen. Ich las den Klassiker von Bodo Schäfer Der Weg zur finanziellen Freiheit. Natürlich merkte meine Frau das und so kamen wir ins Gespräch. Davor hatte ich etwas Angst, wollte ich doch irgendwie nicht so recht mit meinen Bedenken herausrücken. Ich hatte Angst davor, dass wir uns über das Sparen streiten zu müssen. Zum Glück kam es ganz anders.
Hier kann ich dir auch direkt eine wichtige Lektion an die Hand geben: wenn du in einer Partnerschaft bist, beziehe deinen Partner mit in dein Vorhaben ein. Sonst wird es nicht oder nur schwer für dich das durchzuhalten. Es kommt natürlich darauf an, wie deine konkrete Lage ist: bist du liiert und jeder hat seine eigenen Einnahmen ist es anders als in einer Familienkonstellation wo mehrere Münder vom gleichen Einkommen gefüttert werden. So oder so: im Team und gemeinsam läuft es immer besser!
Bodo Schäfer hat uns mit seinem Kontomodell begeistert
Meine Frau und ich haben dann beide das Buch von Bodo gelesen und waren begeistert. Die Ansätze waren genau das, was wir intuitiv gesucht und vermisst hatten. Auch wenn uns noch vieles unklar war (wo zur Hölle bekommt man 8% auf sein erspartes?, können wir das alles tatsächlich durchhalten und umsetzen?, wo führt das alles hin?, …), so wussten wir doch dass wir etwas ändern wollten. Ich möchte mich in diesem Beitrag hauptsächlich auf das Kontenmodell fokussieren. Aber falls du in einer ähnlichen Situation bist wie wir damals, glaube mir eines: all diese Fragen sind nur der Anfang und sie werden sich im Laufe der Zeit klären. Wichtig ist, dass du beginnst. Am allerbesten JETZT.
Damit stand für uns also fest: wir wollen ein festes Kontenmodell und wir wollen möglichst viel unseres Einkommens sparen, ohne zu viele Abstriche im Alltag zu machen.
Begriffserklärungen zum Konten Modell
Bevor wir in das Kontenmodell einsteigen, möchte ich hier noch ein paar Begriffe erklären.
Sparrate: die Sparrate ist der konkrete Geldbetrag, der für einen bestimmten Zweck auf ein Konto fließt. Beispielsweise 100€ für Versicherungen.
Sparquote: die Sparquote ist ein prozentualer Wert, den wir festlegen. Beispielsweise mindestens 50% des Einkommens zu sparen.
Zweckbindung: das Geld in den verschiedenen Konten sind an die jeweiligen Ausgaben gebunden. Das bedeutet, dass es für nichts anderes verwendet werden darf und das ist wichtig. Zum Beispiel ist das Geld für Investitionen nur und ausschließlich für echte Investments gedacht und keinesfalls für irgendwelchen Konsum. Auch die Erträge aus Investments wie Dividenden oder Zinsen verbleiben im Geldkreislauf für Investments. Nur so erreichen wir eine Vermögenssteigerung durch die Investments und einen steigenden Zinseszinseffekt.
Automatisierung: Es ist im Zusammenhang mit Geld und einem Kontenmodell auf den ersten Blick etwas komisch, aber Automatisierung ist einer der Grundpfeiler, um erfolgreich zu sparen und sein Geld zusammenzuhalten. Warum? Ganz einfach: es ist nur menschlich, dass Geld (sinnlos) ausgegeben wird, wenn man es auf einem Haufen sieht. Daher ist es wirklich unglaublich wichtig, direkt nachdem du dein Einkommen erhältst dein Geld „in Sicherheit“ zu bringen.
Warum wir unser eigenes Kontenmodell kreiert haben
Wie machst du das? Am besten automatisch, per Dauerauftrag! Es ist bequem und effizient, weil du nicht selbst tätig werden musst und dein Geld automatisch seinem Zweck zugeführt wird. Wir sind sehr zahlengetrieben und analytisch. Daher haben wir ein Kontenmodell entworfen, dass viele Budgets und Unterkonten beinhaltet. Das ist nicht jedermanns Sache. Falls du das Modell für dich anwenden willst, kannst du natürlich auch Konten weglassen oder hinzufügen. Du kannst auch das 6-Konten-Modell anwenden, das ist dir überlassen.
Unser Ziel ist es, unsere Kosten so gut zu kennen, dass wir:
- Bereits am Monatsanfang unsere Sparraten fürs Investieren automatisiert zur Seite legen können (sich selbst zuerst bezahlen)
- Unser tägliches Leben funktioniert, ohne darüber nachzudenken, ob wir dafür jetzt Geld haben (durch die Budgets für die verschiedenen Lebensbereiche)
- Am Monatsende das Gehaltseingang-Girokonto im Prinzip leer ist
Das alles schaffen wir seit langem gut und sicher, dank unserem Kontenmodell. Dieses Kontenkmodell hat sich über die Zeit weiterentwickelt. Wir optimieren hin und wieder unser Vorgehen und Passen es auf neue Gegebenheiten an.
Überblick über die Kosten behalten
Wie du gleich sehen wirst, kennen wir unsere monatlichen Ausgaben und Fixkosten sehr gut und können daher für jedes Thema ein passendes Budget verwalten. Damit das klappt, brauchst du eine verlässliche Übersicht über deine jährlichen Ausgaben. Wir machen das mit Hilfe eines selbstgebauten Haushaltsbuches in Excel. Es zum festen monatlichen Ritual meiner Frau und mir geworden, am Anfang des neuen Monates den letzten Monat „abzurechnen“. Dabei halten wir mit Hilfe unserer Kontoauszüge und Aufzeichnungen Rückschau und füttern unsere Tabelle mit neuen Werten.
Damit behalten wir den Überblick, wenn Ausgaben aus dem Ruder laufen, Kostenoptimierungen auffällig werden oder wir an einem Punkt ein Budget anpassen müssen. Das kostet etwas Zeit, macht aber großen Spaß. Es hinterlässt uns in dem guten Gefühl, alles im Griff zu haben und für die Zukunft bestens aufgestellt zu sein. Nur aus dem Bauch heraus klappt das nicht, man braucht wirklich Zahlen und Fakten, um zu verstehen, was monatlich mit seinem Geld passiert.
Unser Kontenmodell
Girokonto für den Gehaltseingang
Los geht es beim Girokonto für den Gehaltseingang und laufende Ausgaben. Auf diesem Konto bezahlt unser Arbeitgeber unser monatliches Gehalt. Es dient auch als Girokonto für die Abbuchung von Miete, Versicherungen, Nebenkosten, Lebensmitteleinkäufe, etc. Außerdem werden hiervon die ganzen anderen Konten des Kontenmodells, meist direkt per Dauerauftrag bedient. Dieses Girokonto ist im Prinzip wenige Tage nach Monatsbeginn durch die Daueraufträge und Sparraten schon wieder ziemlich „leergeräumt“. Das Geld ist natürlich noch da, aber es ist eben seinem Zweck nach auf die anderen Konten verteilt.
Geld für Investitionen
Geld für Investitionen ist der größte Posten in unserem Kontenmodell. Wir haben uns das Ziel gesetzt, mindestens 50% unseres monatlichen Einkommens dafür zu sparen. Das Geld setzen wir beispielsweise im Rahmen unserer Dividenden Alarm Mitgliedschaft zielgerichtet ein. Die feste Sparrate wird automatisch am Monatsanfang direkt per Dauerauftrag auf ein separates Girokonto überwiesen. Ab einem bestimmten Punkt wird das Investitions-Cash noch etwas optimiert angelegt, aber das ist für das Kontenmodell zweitrangig. Wie oben schon beschrieben, ist dieses Geld Tabu für irgendwelche anderen Verwendungszwecke.
Spaßkonto
Unser Spaßkonto dient, wie der Name schon sagt, den wirklich schönen Dingen des Lebens. Das ist wirklich wichtig, da das dafür sorgt sich nicht wie ein Geizkragen zu fühlen der nichts vom Leben hat. Wir überweisen per Dauerauftrag jeden Monat einen festen und für uns passenden Betrag auf dieses Tagesgeldkonto. Das sind etwa 3-5% unseres Einkommens. Wird der Kontostand zu hoch, wird auch hier etwas an der Rendite optimiert.
Wichtig beim Spaßkonto ist folgendes: das Geld ist dazu da, hemmungslos auf den Kopf gehauen zu werden. Essen gehen? Kein Problem, einfach machen und Geld vom Spaßkonto entnehmen (im Rahmen der monatlichen Abrechnung). Geburtstagsgeschenke? Nur her damit! Urlaub buchen? Klar! Denn wir haben normalerweise nicht so viele Konsum Ausgaben wie unsere Sparrate ist und deswegen sammelt sich das Spaß-Geld an und ein normaler Pauschalurlaub ist allemal drin und das Budget dafür steht bereit.
Spaß Geld darf für nichts anderes ausgegeben werden, als für die Dinge die Spaß machen und nicht sein müssen.
Anschaffungen
Für Anschaffungen legen wir monatlich auch etwa 3-5% von unserem Gehalt per Dauerauftrag auf ein Sparkonto zur Seite. Falls die Waschmaschine kaputt geht oder ein neues Sofa fällig wird, haben wir Rücklagen gebildet. Wichtig ist, dass das Geld liquide zur Verfügung steht. Sollte am Monatsende noch Geld auf dem Gehaltskonto sein, teilen wir diesem Betrag durch zwei. Die eine Hälfte geht per manueller Überweisung ins Konto für Anschaffungen, die andere in den Geldkreislauf für Investitionen.
Das Konto für Anschaffungen hat bei einem bestimmten Betrag einen „Deckel“. Sollte dieser erreicht sein, nutzen wir die Sparrate für etwas anderen (bevorzugt Investitionen). Außerdem optimieren wir auch hier etwas die Rendite ab einem bestimmten Kontostand.
Das Haus Konto
Das Haus Konto ist ein Töpfchen das wir ebenfalls monatlich per Dauerauftrag besparen um größere Reparaturen an unserem Haus bezahlen zu können. Da das i.d.R. absehbar und langfristig ist, ist das Geld renditeoptimiert. Es bringt also ein bisschen Zinsen, ist aber trotzdem einigermaßen liquide.
Versicherungen
Etwas komplizierter ist es mit den Versicherungen. Generell haben wir so wenige Versicherungen wie möglich. Die Beiträge über das Jahr gesehen haben wir zusammengerechnet und durch 12 Monate geteilt und erhalten damit die potenzielle monatliche Sparrate. In unserer Monatsabrechnung schauen wir dann, ob im letzten Monat Versicherungsbeiträge fällig waren. Falls ja, berechnen wir die Differenz zur monatlichen Sparrate. Ist die Sparrate höher, wird die Differenz auf das Konto per manueller Überweisung eingezahlt. Waren die Versicherungsbeiträge höher als die Sparrate, zahlen wir die Differenz vom Versicherungskonto auf das Girokonto manuell aus. Das Geld auf dem Konto ist ebenfalls etwas renditeoptimiert angelegt.
Fahrzeuge
Laufende Ausgaben für Fahrzeuge wie TÜV, Wartung, Steuer und eine Pauschale für Reparaturen haben wir für ein Jahr aufsummiert und durch 12 Monate geteilt. Dieser Betrag geht monatlich per Dauerauftrag auf ein Sparkonto. Sind entsprechende Fixkosten vorhanden, wird das Girokonto im Rahmen der Monatsabrechnung um den Betrag ausgeglichen.
Weiterbildung
Für Weiterbildung werden monatlich Rücklagen mit einem festen, geringen Betrag gespart. Hiervon kann jederzeit ein Seminar besucht oder ein Onlinekurs gekauft werden. Handelt es sich um ein Vor-Ort-Seminar, entnehmen wir hier auch die Reisekosten. Auch hier arbeiten wir etwas renditeoptimiert, weil das Geld lange liegt und seltener genutzt wird.
Generationenkonto
Das letzte Konto in unserem Kontenmodell ist das Generationenkonto. Hier wird monatlich per Dauerauftrag eine feste Summe eingezahlt. Was hat es damit auf sich? Nun, es ist vielleicht etwas esoterisch. Aber es gibt viele finanziell erfolgreiche Leute, die drauf schwören. Uns hat der Gedanke und das Prinzip so gut gefallen, und so haben wir es auch ausprobiert. Manche nennen es auch den Geldmagneten.
Der Grundgedanke beim Generationenkonto ist, dass man jeden Monat eine feste Summe auf dieses Konto einzahlt und das Geld nie wieder runternimmt. Manche schmeißen sogar die Kontozugangsdaten weg, um nicht in kurzfristige Versuchung zu kommen. Einfach Jahr für Jahr sparen und einzahlen und beim Wachsen zuschauen. Idealerweise erwirtschaftet das Geld ein bisschen Rendite und wird so über die Jahre und Jahrzehnte immer mehr bis es irgendwann über den Zinseszins Effekt richtig, richtig viel Geld ist. Das Konto sowie das Geld sollen von Generation zu Generation weitervererbt werden. Grundlage ist das Gedankenexperiment des Josephspfennig.
Ich habe schon einige berichte gelesen in denen Menschen steigendes Vermögen in direkten Zusammenhang mit dem Vorhandensein oder eben nicht-Vorhandensein eines Geldmagneten bringen. Uns hat die Idee so gut gefallen ein gewisses Vermögen einfach an die nächsten Generationen zu vererben, dass wir das seither praktizieren. Nach einigen Jahren damit kann ich zumindest berichten, dass der kontinuierliche Anstieg des Kontos einen positiven Einfluss auf das Geld-Mindset hat und allein dafür lohnt es sich schon. Unser Vermögen wächst auch stetig. Das Generationenkonto ist aber sicherlich absolute Geschmackssache und vielleicht auch etwas extravagant um es in einem Kontenmodell zu haben… 😊
Mein Fazit zum Schluss
Wie du gesehen hast, arbeitet unser Kontenmodell mit relativ vielen Unterkonten. Das muss nicht unbedingt so sein. Für uns hat es sich einfach als praxistauglich erwiesen. Wenn du mehr oder weniger Konten oder andere Konten brauchst z.B. ein 6-Konten-modell, ist das natürlich genauso in Ordnung. Wichtig ist meiner Meinung nach nur, dass du ein Kontenmodell hast und es auch lebst! Solltest du noch keines haben, möchte ich dich wirklich ermutigen das auszuprobieren. Nutze unbedingt auch die Möglichkeiten der Automatisierung und baue dir damit dein eigenes Geldsystem! Solche Systeme haben eine unglaubliche Macht und unterstützen uns darin die Struktur zu behalten und unsere Ziele zu verfolgen.
Ich hoffe dir hat mein Beitrag gefallen und es war etwas für dich dabei was dir hilft. Hinterlasse mir gerne einen Kommentar mit deinen Anregungen oder Feedback!
Viel Erfolg bei deinen Zielen und viele Grüße,
Tobias
Hallo Tobias,
ich fand die Idee mit dem Geldmagneten auch interessant. Mir hat nur nicht gefallen, dass er durch die Inflation langsam aufgefressen wird. Seit einiger Zeit kaufe ich von dem Geld lieber Gold. Die Erben haben davon wahrscheinlich mehr und er müsste auch so seinen Zweck erfüllen.
Viel Erfolg
Hallo Christoph,
ja, es ist wirklich ein interessantes Konzept. Wir legen das Geld so an, dass die Inflation ausgeglichen wird und noch ein bisschen was hinzukommt.
In Gold sind wir auch investiert, sicher keine schlechte Option :-) Es gibt ja nur zwei Sorten Menschen: die sie Gold lieben und die die es nicht sehr mögen…
Viele Grüße, Tobias