Als die Riester Rente 2002 eingeführt wurde, war Deutschland begeistert und alle glaubten, dass der Staat uns einen echten Zuschuss zur gesetzlichen Altersvorsorge gewährt und die Angst vor der Altersarmut ins Hintertreffen gerät. Ich war von Anfang an skeptisch. Sollte ich meine Altersvorsorge wirklich erneut in staatliche Hände begeben? War das Thema staatliche Rente nicht schon undurchsichtig genug? Warum also sollte ich nun ein weiteres Mal, zusammen mit dem Staat meinen Lebensabend planen?
Mein persönliches Ziel ist und war immer die Unabhängigkeit. Nicht nur in finanzieller Hinsicht. In allen Lebensbereichen versuche ich so gut es geht nicht abhängig von Dritten zu sein. Aus diesem Grund verwalte ich auch mein Vermögen selbst, denn ich möchte in jeder Lebenslage frei entscheiden können wie ich mein Kapital nutzen möchte.
Ganz ohne Auflagen und Bedingungen mit maximaler Flexibilität und Transparenz.
Allein diese vier genannten Punkte werden von der Riester Rente nicht erfüllt. Wer zudem den Ansatz verfolgt, nur in Produkte zu investieren die man versteht und auch selbst mit eigenen Worten erklären kann, der darf ein Riester-Produkt wie die Riester Rente im Grunde gar nicht erst abschließen. Die meisten Riester Kunden verstehen aber weder ihr abgeschlossenes Produkt, noch könnten sie die vollständige Funktionsweise in einfachen Worten jemandem erklären.
Spätestens bei Fragen zur steuerlichen Behandlung oder wie die Phase der Inanspruchnahme im Detail funktioniert, gerät die überwiegende Zahl der begeisterten Kunden in Erklärungsnot. Ja selbst beim Thema wie viel staatliche Rente man überhaupt erwarten kann und wie groß die eigentliche Lücke zu den bisherigen Einkünften sein wird, können viele nicht beantworten.
Nun will ich nicht überheblich oder allwissend klingen. Nein, auch ich habe meine Probleme mit Riester. Es ist an vielen Stellen auch für mich ein unerklärliches, unverständliches und intransparentes Finanzprodukt. Eines von dem mein Lebensabend abhängen soll?
Dabei bringt die Riester Rente nur sehr wenigen Menschen ein paar Vorteile und empfiehlt sich überhaupt nicht, wenn die Rente vererbt oder der eigene Lebensabend im Ausland verbracht werden soll. Dies sind zwei sehr wichtige Punkte in meiner zukünftigen Lebensplanung.
Aber auch eine flexible Inanspruchnahme im Rentenalter sowie eine transparente Kostenstruktur inklusive der steuerlichen Behandlung während der gesamten Laufzeit, sind keine Aushängeschilder von Riester.
Entscheide ich mich mit Renten-Eintritt für eine Auswanderung, verliere ich meinen Anspruch auf die Riester Rente. Praktisch habe ich mein bisheriges Leben vergeblich in einen mir nun nicht mehr zustehenden Vertrag eingezahlt. Niemand kann zudem im Detail sagen, was genau ein Riester Vertrag über die gesamte Laufzeit kostet. Auch die Details welche die steuerliche Behandlung mit sich bringt, ist für Laien nicht nachzuvollziehen.
Sicherlich gibt es beim Riestern unterschiedliche Methoden und Möglichkeiten, sowie verschiedene monatliche Summen, die man in die Altersvorsorge investieren kann. Die Riester Versicherung gehört zu den am häufigsten gewählten Sparplänen, obwohl sie gerade in Punkto Vererbbarkeit vor unlösbare Probleme stellt. Wer sich eine Rentengarantie sichern möchte, muss tief in die Tasche greifen und die Vererbbarkeit kaufen. Aber auch hier gilt sie primär für den Ehepartner oder die eigenen Kinder. Verwandte anderen Grades werden ausgelassen oder müssen mit enormen Abzügen rechnen.
Beim Riester Fonds- und Banksparen sieht die Auszahlung nach Ableben des Versicherungsnehmers noch komplizierter aus. Stirbt der Sparer vor dem 85. Lebensjahr, gehen die Zulagen und staatlichen Zuschüsse für die Erben verloren. Erreicht er aber ein sehr hohes Alter und wird über 85 Jahre alt, erlischt der gesamte Erbanspruch und die Erben gehen leer aus.
Nun mag man sich fragen, warum der Sparer Geld anlegt und davon ausgeht, dass er damit die Hinterbliebenen absichern und ein gutes Werk vollbringen kann. Hier würden böse Zungen sogar behaupten, dass ein vor dem 85. Lebensjahr eintretender Todesfall noch Vorteile beinhalten würde.
Generell können Riester Sparer niemals ihr gesamtes Vermögen auszahlen lassen, sondern müssen sich mit einem monatlich kleinen Zubrot abfinden. Die Einschränkungen sind so enorm, dass diese Sparform entgegen aller Vorstellungen einer guten Altersvorsorge steht und sich weder für Gut- noch für Geringverdiener lohnt.
Anhand der Nachteile beim Riestern, erfordert die optimierte Vorsorge für den Lebensabend ein Umdenken. Um vernünftige Renditen zu erzielen und ein vererbbares Vermögen anzusparen, sind echte Wertpapiere jeglicher Art (Aktien, Fonds, ETFs oder Anleihen) langfristig gesehen eine viel bessere Alternative und dies sogar ganz ohne staatliche Zuschüsse.
Allerdings benötigt man für diese Art der Geldanlage ein gewisses Finanzwissen. Dieses muss man sich in vielen Monaten und Jahren aneignen. Es ist praktisch mit einer der wichtigsten Lebensprozesse. Viele Anleger wollen diesen harten und steinigen Weg aber nicht gehen. Er scheint ihnen zu hart, zu lang und zu kompliziert zu sein.
Sie werden geblendet durch staatliche Zuschüsse, sind sprachlos bei auftretenden Fragen zu Details und seitenlangen Vertragsbedingungen sowie taub gegenüber kritischen Meinungen zum Thema Riester. Was andere haben, kann für mich nicht schlecht sein, scheint hier die Devise zu sein.
Meine Finanzen sowie meinen Vermögensaufbau betrachte ich ganzheitlich. Ich denke heute bereits über meine Zukunft nach. Eine Zukunft in der ich weiterhin unabhängig sein möchte. Ich möchte dort hingehen können wo ich und mein Vermögen willkommen sind, wo man uns in Ruhe lässt und nicht dauerhaft finanziell drangsaliert oder knebelt.
Verträge wie die Riester Rente, mit kurzer Leine, unzähligen Bedingungen und Fallstricken, passen da leider nicht in mein Portfolio. Vielen Millionen deutschen Bürgern scheinen die vielen Nachteile von Riester offensichtlich nicht zu stören. Damit zähle ich mit meiner Riester-Abneigung wohl zu einer Minderheit. Ich habe aber das Gefühl, dass dies nicht zu meinem Nachteil sein wird – denn vermögend wird nicht die Masse, sondern eben nur eine kleine Minderheit.
Interessanter Artikel, bin gerade dabei für meine Angestellten Pro und Contras zusammen zu stellen. Danke