Warum Dividendenstrategien für Privatanleger Sinn machenÜblicherweise schütten Aktiengesellschaften einen Teil ihrer Gewinne an ihre Aktionäre aus. Dividenden nennt man diese Ausschüttungen, die ein Aktieninvestment oftmals mit sich bringt. Ob eine Dividende hoch oder niedrig ist, gibt die Dividendenrendite an. Die Dividendenrendite ist die Dividende geteilt durch den Aktienkurs mal 100 Prozent.

 Dividendenrendite = (Dividende/Aktienkurs) * 100 Prozent 

Diese Kennzahl ist äußerst hilfreich, denn sie drückt gewissermaßen den Zinssatz aus, den eine bestimmte Aktie abwirft.

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Dividenden machen oft Großteil der Performance von Aktien aus

Europaweit wird 2016 mit neuen Dividenden-Rekorden gerechnet. So gehen Analysten von über 315 Milliarden Euro aus, die Aktiengesellschaften des MSCI Europa an ihre Anteilseigner ausschütten dürften. Das sind über 3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die durchschnittliche Dividendenrendite schätzen diese Experten auf rund 3,5 Prozent.

Langfristige Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Aktieninvestments ein Großteil der Performance nicht durch Kursgewinne, sondern durch die regelmäßigen Dividendenausschüttungen entsteht.

Allerdings gibt es auch Aktiengesellschaften, die Dividenden aus ihrer Substanz bestreiten, nur um die Aktionäre bei Laune zu halten.
Zwar ist die Dividendenrendite eine geeignete Kennzahl zur Aktienbewertung.

Doch leider hat sie einen Haken:
Die Dividendenrendite steigt, wenn der Kurs der Aktie sinkt.
Das kann bei einer Auswahl nur aufgrund dieser Kennzahl zu Fehleinschätzungen führen.

Zusätzlich ist zu berücksichtigen, welche Dividende und welcher Kurs bei der Berechnung der Dividendenrendite zugrunde gelegt wird.
Dabei hat man die Wahl zwischen

  • bereits gezahlten Dividenden,
  • fest angekündigten Dividenden oder
  • den Erwartungen diverser Analysten im Hinblick auf die nächste Ausschüttung.

Und beim Kurs hat man die Wahl zwischen dem aktuellen Aktienkurs und dem Aktienkurs, den man einst für diese Aktie in seinem Depot bezahlt hat. Diese Unterscheidungen spielen eine Rolle bei den verschiedenen Dividendenindizes, die ich hier vorstellen möchte.

Autorenprofil von Dr. Jürgen Nawatzki
Dr. Jürgen Nawatzki
Dr. Jürgen Nawatzki ist Diplom-Kaufmann und war früher Finanzberater bei MLP, bevor er seine Liebe zum Schreiben entdeckte. Inzwischen ist er zusätzlich ausgebildeter Fachjournalist, betreibt den Finanzblog ETF-Blog.com, in dem es um Geldanlage mit Exchange Traded Funds (ETFs) – zu Deutsch börsengehandelte Indexfonds – geht und hat zahlreiche Finanzbücher rund um das Thema ETF veröffentlicht.

Dividendenstrategien machen langfristig Sinn

Für Ali Masarwah, Chefredakteur der Rating-Agentur Morningstar, zahlt sich der Einsatz von Dividendenstrategien gerade in der jetzigen schwierigen Marktphase aus:

„Aktiv verwaltete Dividendenfonds haben in der Regel die günstige Eigenschaft, dass sie in Abwärtsphasen Verluste tendenziell besser begrenzen als vergleichbare Fonds ohne Dividendenfokus.“

Der Grund ist einfach: Manager von Dividendenfonds investieren in der Regel in defensive Sektoren wie Versorger oder Energietitel beziehungsweise in reife, weniger stark wachsende Industrien wie die Telekombranche.

Insgesamt ist es für Anleger durchaus sinnvoll, den beliebten Ansatz von Dividendenstrategien zu verfolgen. Diese beruhen auf der Erkenntnis, dass dividendenstarke Aktien nicht nur eine höhere Ausschüttung bieten, sondern häufig auch andere Aktien bei der Kursentwicklung übertreffen.

Folglich sind auch ETFs auf Dividendenindizes sehr interessant frei nach dem Motto: ETFs auf Standardindizes sind gut, Dividendenstrategien sind besser.

Im Folgenden werden sowohl Dividendenindizes, die sich auf den Deutschen Aktienindex (Dax) als auch auf internationale Aktienindizes beziehen, vorgestellt.

Übersicht über verschiedene Dividendenindizes

DivDax – Die Dividendenstars aus dem Dax

Man nehme den deutschen Standardwerteindex Dax und suche sich aus den 30 Mitgliedern die 15 Aktien heraus, die die höchste Dividendenrendite abwerfen. Für die Berechnung dieser wird hier die aktuelle Ausschüttung des jeweiligen Jahres herangezogen und durch den Schlusskurs am Tag vor der Ausschüttung geteilt.

Der DivDax wird einmal jährlich überprüft und bei Bedarf geändert.

Allerdings weist der DivDax folgende Schwachpunkte auf:

  • 1. Keine breite Aktienauswahl, da der Index nur 15 Mitglieder hat.
  • 2. Die Ausschüttungsquote, was besonders gilt, wenn das Unternehmen mehr ausschüttet als seinen Gewinn und dann von seiner Substanz zehrt.
  • 3. Die Dividendenrendite ist immer besonders hoch, wenn der Kurs niedrig ist.
  • 4. Die reine Vergangenheitsbetrachtung, bei der vor allem die Kurse und Dividenden der Vergangenheit herangezogen werden.
  • 5. Die Gefahr von Häufungen bei riskanten Branchen (Beispiel: Banken).

Ein Garant, Dank hoher Dividendenrenditen den Dax zu schlagen, ist der DivDax also eher nicht. Das der DivDax Mängel hat, haben die Experten des ETF-Anbieters ETFlab zum Anlass genommen, um den Index Dax plus Maximum Dividend zu kreieren.

Dax plus Maximum Dividend

Deka Dax plus Maximum DividendIm Dax plus Maximum Dividend sind 20 verschiedene Aktien vertreten. Diese stammen allesamt aus dem HDax, in dem die 110 größten deutschen Aktiengesellschaften zusammengefasst sind: also vor allem Titel aus dem Dax, MDax und TecDax.

Aufnahmekriterium Nr. 1 ist, dass die Unternehmen im folgenden halben Jahr überhaupt eine Dividende zahlen.

Das zweite Kriterium ist die Dividendenrendite. Bei ihrer Berechnung werden die Dividenden zugrunde gelegt, die voraussichtlich innerhalb des nächsten halben Jahres ausgeschüttet werden. Dabei werden sowohl die konkreten Ankündigungen der Aktiengesellschaften herangezogen als auch Dividendenschätzungen der Analysten. Damit sind die Dividendenrenditen des Dax plus Maximum Dividend eindeutig zukunftsbezogen.

Zudem wird der Index zweimal im Jahr im Hinblick auf seine Zusammensetzung überprüft und angepasst. Streuung und Auswahl sind beim Dax plus Maximum Dividend besser als im DivDax. Doch auch hier besteht die Gefahr, dass ausgerechnet die Aktien die höchste Gewichtung erhalten, die in Bezug auf die Kursentwicklung lahmen.

Euro Stoxx Select Dividend 30 – die Dividendenstars der Eurozone

Euro Stoxx Select Dividend 30Hier handelt es sich um die 30 größten Dividendenstars aus der Eurozone. Die Basis für die Auswahl bildet dabei der Dow Jones Euro Stoxx 600.

Für die Aufnahme in den Euro Stoxx Select Dividend 30 spielen folgende Kriterien eine Rolle:

  • Dividende
  • Ausschüttungsquote, wobei nur Unternehmen herangezogen werden, deren Ausschüttungsquote unterhalb von 60 Prozent des Gewinns liegt. So bleibt noch genug Geld für Investitionen übrig.
  • Sortierung nach Herkunft aus Ländern
  • Outperformance-Faktor, bei dem die Dividendenrendite der jeweiligen Aktie durch die durchschnittliche Dividendenrendite des betreffenden Landes geteilt wird.

Die Titel mit der höchsten Outperformance werden dann in den Index aufgenommen. Der Euro Stoxx Select Dividend 30 hat dem DivDax einiges voraus. Es kann nur von Vorteil sein, auf breiter europäischer Ebene in Aktien zu investieren statt nur deutschlandweit.

Zudem sind 30 verschiedene Werte im Index eindeutig besser als nur 15 oder 20 unterschiedliche Unternehmen. Doch es gibt auch noch globale Dividendenindizes.

Globale Indizes für Dividendenstrategien

Anleger sollten weniger dem Home-Bias unterliegen und nicht verstärkt in heimische Indizes wie zum Beispiel den DivDax investieren, sondern besser globale Dividendenindizes kaufen.

Dabei kommen für den Aufbau eines passiven Einkommens mit Dividenden-ETFs vor allem folgende Indizes infrage:

  • Dow Jones Global Select Dividend mit 100 Titeln,
  • S&P Global Dividend Aristocrats mit 100 Aktien und
  • Stoxx Global Select Dividend 100 mit ebenfalls 100 Titeln.

Während die ersten beiden Indizes jährlich überprüft werden, erfolgt die Indexanpassung des Stoxx Global Select Dividend 100 vierteljährlich. Dieser Index enthält 40 Titel aus Nordamerika, 30 Titel aus Europa und 30 aus dem asiatisch-pazifischem Raum. Grundlage für den Index ist der Stoxx Global 1800, der 1.800 Unternehmen aus Industrieländern weltweit enthält.

Enthalten sind die 100 Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite, die in den letzten fünf Jahren ihre Ausschüttungen nicht vermindert haben. Die Ausschüttungsquote darf höchstens 60 Prozent des Gewinns betragen. Die Indexgewichtung erfolgt nach der erwarteten Dividendenrendite.

Aufbau eines passiven Einkommens mit Dividenden-ETFs

Ein passives Einkommen ist ein Einkommen, für das man nicht (mehr) arbeiten muss. Zum Beispiel Tantiemen für ein selbst verfasstes Buch oder einen selbst komponierten Song oder eben Dividendenzahlungen eines Aktiendepots.

Auf den Stoxx Global Select Dividend 100 gibt es folgende zwei ETFs:

  • db x-trackers STOXX Global Select Dividend 100 UCITS ETF 1D (ISIN: LU0292096186) und den
  • iShares STOXX Global Select Dividend 100 UCITS ETF (DE) (ISIN: DE 000A0F5UH1).

Der db x-trackers STOXX Global Select Dividend 100 UCITS ETF 1D ist ausschüttend und hat ein Fondsvolumen von 609,73 Millionen Euro und eine Gesamtkostenquote (TER) von 0,5 Prozent.

Der iShares STOXX Global Select Dividend 100 UCITS ETF (DE) ist ebenfalls ausschüttend und hat ein Volumen von 972,89 Millionen und eine Gesamtkostenquote (TER) von 0,45 Prozent.

Zusätzlich unterscheiden sie sich noch dadurch, dass der iShares-ETF sein Fondsdomizil in Deutschland hat und den Index physisch repliziert, während der db x-trackers-ETF in Luxemburg domizilert und den Index über einen Swap (Tauschgeschäft) nachbildet.

Laut finanzen.net ist nur der db x-trackers STOXX Global Select Dividend 100 UCITS ETF 1D sparplanfähig. Damit lässt sich mit einem ETF Sparplan auf den db x-trackers STOXX Global Select Dividend 100 UCITS ETF 1D hervorragend Monat für Monat ein wachsendes passives Einkommen aufbauen.

Fazit

Natürlich sind Dividendenfonds keine Eier legenden Wollmilchsäue. Sie sind in Niedrigzinszeiten definitiv keine Zinsalternative, auch wenn die Marketing-Abteilungen vieler Fondsanbieter dies suggerieren. Denn Dividendenfonds liegen nun einmal Aktien zugrunde, und die können mitunter heftig schwanken.

So zeigten die Beispiele Volkswagen und Deutsche Bank in der jüngsten Vergangenheit, dass selbst vermeintlich verlässliche Dividendenzahler kurzerhand die Zahlungen streichen, wenn dies erforderlich ist.

Besser sind daher Dividenden-ETFs. Sie bilden die Wertentwicklung von ganzen Aktienindizes ab, bei denen zumeist die Dividendenrenditen das Konstruktionsprinzip sind.

Doch aktive wie passive Ansätze von Dividendenstrategien haben Vor- und Nachteile. Vorteil passiv gemanagter Fonds sind die Verwaltungskosten, die im Durchschnitt mit circa 0,37 Prozent deutlich unter den Gebühren liegen, die Manager aktiv verwalteter Fonds fordern.

Der Nachteil ist jedoch die mangelnde Flexibilität von Indexkonzepten, um schnell auf Änderungen des Marktumfelds reagieren zu können. Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit jedoch höher, auf Dauer mit Indexfonds über dem Durchschnitt aller Anleger zu landen, da aktive Fonds ihr Ziel, den Markt zu schlagen, mehrheitlich nicht dauerhaft erreichen.