Was kann ich bei einem Crash tun? Diese Frage, die oft von unerfahrenen Anlegern inmitten eines fortgeschrittenen Abverkaufs gestellt wird, lässt vermuten, dass man während des Ereignisses noch irgendetwas sinnvolles in seinem Depot tun könnte, um Schaden abzuwenden. Im Eifer des Gefechts fällt den meisten Anlegern nur das Verkaufen sämtlicher Anlageklassen & Depotpositionen an der Börse ein. Die Anleger verkaufen somit mitten in der Panik zu Kursen weitab der ehemaligen Höchststände.
Mit meiner Vorgehensweise, der Dividendenstrategie by Alex Fischer bin ich gut aufgestellt, denn ich versuche größtenteils antizyklisch zu investieren. Ich halte also entweder eine höhere Cash-Position die nicht einem Crash zum Opfer fällt oder investiere in der Nähe des Markttiefs mein Cash mit einem deutlich besseren Chance-Risiko-Verhältnis. Ich verkaufe also nicht in der Panik am Tief und sichere meine Gewinne in euphorischen Marktphasen. Was aber passiert mit meinem investierten Kapital während eines Crashs? Wäre es nicht praktisch, wenn das eigene Depot kaum einen Verlust erzielt, während der breite Markt um -20% fällt? Wie das funktionieren kann, möchte ich heute gern mit euch besprechen.
Seit längerem verfolge ich neben meiner Dividendenstrategie auch andere Anlageklassen wie eine antizyklische Edelmetall- und Rohstoffstrategie. Die Dokumentation der monatlichen Auswertungen findest du hier in meinem Blog. Ich möchte an dieser Stelle nur kurz auf die langfristig ausgerichtete Strategie eingehen, bevor wir mit dem Hauptthema weitermachen.
Angenommen der DAX Index steht bei 10.000 Punkten und eine Unze Gold kostet 1.000 Euro. Ergo bedarf es 10 Unzen Gold, um sich den DAX kaufen zu können. Und um die Entwicklung dieses Verhältnisses geht es grob bei seiner Strategie.
Vereinfacht ausgedrückt besagt seine Strategie folgendes:
Sollte der Wert der Unzen Gold in Euro für den DAX einen realen Hochpunkt erreichen, schichtet man sein Kapital sukzessive in Edelmetalle, Minenaktien sowie Rohstoffe um. Zuletzt begann dieser Zyklus im März 2000. Am Top des Aktienmarktes bekam man für den DAX-Punktestand ganze 27 Unzen Gold in Euro. Dieser Zyklus ist seit dem Jahr 2000 aktiv und das Ziel ist einen Wert im niedrigen einstelligen Bereich zu erzielen.
Im Jahr 2016 musste man für den DAX-Punktestand real nur noch 7,71 Unzen Gold auf den Tisch legen. Inflationsbereinigt bedeutet dies ein Verlust von 70%. Erneut andersherum betrachtet heißt dies, dass wir von unseren zahlreichen Unzen Gold in Euro gerechnet nur noch 7,71 Unzen aufwenden müssen, um den gleichen Gegenwert beim DAX kaufen zu können.
Sobald (beispielsweise) der DAX für weniger als 4 Unzen Gold gehandelt wird, besagt die Strategie, dass wieder zurück auf den Aktienmarkt gewechselt wird. Gekauft werden dann GlobalPlayer, Bluechips sowie Dividenden-Aristokraten. Unternehmen, die dann in der schweren Wirtschaftskrise weiterhin erfolgreich ihrem Geschäft nachgehen, sukzessive ihre Rendite erzielen und Dividenden ausschütten können.
Die Depots der Anleger werden dann praktisch bis zu 100% am Aktienmarkt und nicht in Rohstoffen sowie Edelmetallen investiert sein. Solange, bis ein neuer Rohstoff-Zyklus beginnt und man seine Assets nach und nach wieder hin zu den Rohstoffmärkten wechselt.
Wenn man heute das Verhältnis vom März 2000 unterstellt – also 27 Unzen Gold in Euro für den Wert des DAX (Stand aktuell: 15.551), dann müsste die Unze Gold heute entweder nur 576 Euro Wert sein oder der DAX bei 41.634 Punkten stehen!
Auch das entgegengesetzte Szenario, unser aktuelles Ziel, bietet überraschende Ergebnisse. Unterstellen wir, dass wir den DAX für 4 Unzen Gold in Euro kaufen können. Stand heute müsste entweder der DAX auf 6.164 Punkte fallen oder aber die Unze Gold in Euro auf 3.885 Euro steigen.
Frühzeitige Positionierung bringt Turbo ins Depot
Solche Zyklen dauern in der Regel mehrere Jahre und Jahrzehnte. Wer aber nur einmal einen solchen Zyklus mitgemacht hat, eine rechtzeitige und richtige Positionierung vorausgesetzt, der wird für sein Leben lang ausgesorgt haben. Wer die Entwicklung der Unzen Gold in Euro Strategie weiterverfolgen möchte, der findet hier im Blog eine monatliche Auswertung dazu. Du kannst dich auch gern für meinen kostenfreien Newsletter anmelden und erfährst so, wann ein neuer Artikel verfügbar ist.
Depotstruktur vorab auf Crash-Tauglichkeit überprüfen
In Gesprächen mit meinen Dividenden-Alarm Mitgliedern sprechen wir oft über diese Zyklen und wie man sein Depot vorab entsprechend ausrichten könnte. Die sehr langen Zyklen bieten außerordentliche Chancen um das eigene Portfolio langfristig, generationsübergreifend und krisensicher aufzustellen.
Wer eine reine Dividendenstrategie verfolgt, wird sicherlich nicht 100% seines Kapitals in Edelmetalle, Minenaktien und andere Rohstoffe platzieren können oder wollen. Allerdings sollte zumindest ein höherer Anteil des Depots für diese Asset-Klassen reserviert werden. In meinem privaten Depot halte ich Edelmetalle und Rohstoffe in Form von Aktien mit einem Gesamtvolumen von 35%. Aufgeteilt in unterschiedlichste Branchen wie: Edelmetalle Gold und Silber, Industriemetalle, Öl & Gas, Agrar, Energie und Wasser. Sämtliche Aktien aus diesen Sektoren zahlen mir zudem Dividenden aus.
Nun wird mir oft die Frage gestellt, woran man erkennt, ob sein Portfolio mit der gewählten Aufteilung, gut für einen möglichen Crash bzw. Zykluswechsel aufgestellt ist. Pauschal kann ich dies nicht beantworten. Man kann sich nur jeden einzelnen Depotwert ansehen und anhand der Vergangenheit prüfen, wie sich der Depotwert in den letzten Marktphasen verhalten hat.
Strukturfehler erkennen und korrigieren
Es geht darum herauszufinden, wie sich die einzelnen Werte eines Depots in der Vergangenheit verhalten haben, wie sie miteinander korrelieren und ob man eine hilfreiche Gewichtung gewählt hat. Anhand vergangener Ergebnisse kann man seine zukünftige Depotentwicklung simulieren. Ziel sollte sein, dass das Gesamtdepot unter Annahme sämtlicher Veränderungen, in Summe besser dasteht als der Markt an schlechter Performance vorgibt.
Wenn dein Depot heute 2021 einen Wert von 50.000 Euro hat, mit all seinen Assets, dann sollte es nach der Simulation einer Crashphase, mindestens den gleichen oder einen höheren Wert aufweisen. Selbst ein deutlich geringerer Verlust als die Benchmark deines Depots, ist als Erfolg zu sehen.
Es kann sein, dass bestimmte Aktien in der Vergangenheit (Finanzkrise) um ca. 80% gefallen sind und andere Aktien nur um 20%. Andere Assets wiederum haben während des gleichen Zeitraums mitunter dreistellige Kursgewinne erzielt. Wie dein Depot aufgestellt ist und wie es sich eventuell in der nächsten Crashphase verhalten wird, dass schauen wir uns jetzt an.
Theorie
Was machen wir genau? Wir nehmen jeden einzelnen Wert unsere Depots unter die Lupe. Egal ob Wertpapiere, Fonds, Anleihen, ETFs (z.B. MSCI) oder sonst etwas. Wir überprüfen, wie sich jeder einzelne Wert während eines der letzten großen Crashs verhalten hat. Zum Beispiel während der Jahrtausendwechsel-Krise, während der Finanzkrise oder einer beliebigen anderen Krise. Im besten Fall überprüft man mehrere Krisen und erkennt so besser die Unterschiede.
Alternativ kannst du auch ganz andere Zeiten überprüfen wie zum Beispiel das Kurs-Massaker welches durch Fukushima verursacht wurde. Ich würde mich in jedem Fall auf Zeiten nach dem Jahr 2000 konzentrieren. Denn seitdem hat sich an den Finanzmärkten viel getan und sie sind nur schwer vergleichbar mit der heutigen Zeit.
Die Entwicklung in der Vergangenheit hilft uns heute
Wir ermitteln jeweils die Entwicklung aus den gewünschten Krisenjahren und erhalten damit eine Range. Zum Beispiel, wenn eine Aktie in Krise 1 um -40% und in Krise 2 um -60% gefallen ist. Als dritten Wert könnte man den Mittelwert dieser Range ermitteln. Für die Simulation der zukünftigen Depotentwicklung unterstellen wir eine vergleichbare Kursentwicklung. Diese Zahlen ermitteln wir für jeden Depotwert. Sei es eine Goldmünze, eine Aktie, einen ETF oder jedes andere Asset.
Im Ergebnis der Simulation sehen wir, wie sich unser Depot entwickeln würde, wenn der niedrige, der mittlere oder der höchste Wert der Range erneut eintritt. Unabhängig von der Vergangenheit, sind dies alles nur theoretische Annahmen. Aber was in der Vergangenheit funktionierte, wird auch in Zukunft so oder so ähnlich eintreten. Zumindest erkennen wir, an welchen Stellen wir unser Vermögen zu risikovoll gewichtet haben.
Das Ziel dieser Berechnungen sollte klar sein. Bei einer guten Verteilung deiner Assets, sollte dein Depot rund um eine Crash-Phase eine deutlich höhere Stabilität aufweisen oder besser sogar als Gewinner hervorgehen. Dies wird aber nur funktionieren, wenn du auch auf Assets setzt, die entgegengesetzt zum normalen Aktienmarkt haussieren. Wenn du nur auf Assets setzt, die sich bei einem Crash halbieren, dann brauchst du die Berechnungen nicht durchführen. Logischerweise wird sich auch dein Depot halbieren.
Praxis
Als erstes benötigen wir eine einfache Excel-Datei. Meinen Dividenden-Alarm Mitgliedern stelle ich am Ende des Artikels ein Excel-Sheet zur Verfügung. Der Aufbau ist allerdings simpel und so kann sich jeder schnell eine eigene Tabelle erstellen sowie in seine bestehende Vermögensdatei integrieren. Grundsätzlich solltest du sämtliche Assets deines Vermögens erfassen, auch wenn sie weniger Krisenanfällig sind oder starken Schwankungen unterliegen.
Je nach Vermögensumfang oder wenn du unterschiedliche Szenarien simulieren willst, kann die gesamte Datenerfassung der Tabelle einige Zeit in Anspruch nehmen. Aber, ist die Arbeit einmal gemacht, wirst du in Zukunft jederzeit dein aktuelles Vermögen auf Ungleichgewichte hin überprüfen können.
Im zweiten Schritt gehen wir in die Vergangenheit und überprüfen wie sich die einzelne Werte während eines Crash-Szenarios entwickelt haben. An zwei Beispielen möchte ich dir dies kurz erklären.
1. Beispiel – Allianz Aktie
Im nachfolgenden Chart (Comdirect) siehst du den Zeitraum rund um den Crash zum Jahrtausendwechsel. Die Charts von Comdirect kann ich dir für die Erstellung unserer Auswertung sehr empfehlen. Die Werte die du brauchst (der Hochpunkt sowie der Tiefpunkt) werden dir automatisch angezeigt. Du musst also nicht lange suchen, rechnen, fummeln oder sonst was. Du öffnest den Chart, gibst das Zeitfenster ein und ermittelst die Rendite.
In diesem Fall hat sich die Allianz Aktie vom Hoch bei 441,16 Euro bis auf 45,40 Euro verbilligt. Damit erzielte sie einen Kursverlust von knapp -90%. Diesen Wert ermittelst du für alle vergangenen Krisen, die du für wichtig erachtest. In der Finanzkrise erzielte die Allianz Aktie zum Beispiel einen Kursverlust von -74%. Die Ergebnisse trägst du in deine Tabelle ein.
Anhand der Angaben zum aktuellen Wert deiner Position (Aktienkurs * Stückzahl), siehst du jetzt wie viel deine Allianz Aktien noch wert sind, bei einem vergleichbaren Crash bzw. mit den ermittelten Durchschnittswerten. Unterstellt wird bei dieser Simulation, dass wir uns heute an einem Marktwendepunkt / Hochpunkt vor Beginn einer neuen Krise befinden. Wir müssen annehmen, dass unsere Depotwerte ein ähnliches Verhalten zeigen werden, wie in vergangenen Krisen.
2. Beispiel – Royal Gold
An dieser Stelle noch ein wichtiger Hinweis. Es geht bei allen Werten immer um die Kurse in Euro! Bei einer Royal Gold, sowie bei anderen außereuropäischen Werten, müsstest du die Kurse an einer Börse mit Euro-Währung ermitteln. Wenn du bei den historischen Daten nur auf US-Werte zurückgreifen kannst, dann solltest du die Währungswerte in Euro umrechnen, mit dem Umrechnungskurs von damals. Denn gerade geopolitische Konflikte beeinflussen oft auch Währungskurse. Und das kann mitunter mehrere Prozente an Performance bedeuten, im Positiven wie im Negativen. Entscheidend für dich sollte immer die Währung sein, in der du deinen Lebensunterhalt bestreiten musst. Daher gehe ich hier vom Euro aus.
Wie beim Beispiel der Allianz, habe ich auch bei Royal Gold die historischen Werte ermittelt. Zur Jahrtausendwende explodierte die Aktie nahezu und stieg um sagenhafte 867%. Während der Finanzkrise war der Effekt dann nicht mehr ganz so heftig, aber es waren immer noch ganze 108%. Auch seit der Krise im letzten Jahr spielen Edelmetalle und Rohstoffe wieder eine größere Rolle.
Was sagen uns die Ergebnisse?
Wie mit den zwei Aktien beispielhaft dargestellt, erfasst du als Anleger zu all deinen Vermögenswerten die historischen Entwicklungen. Bei physischen Werten wie Münzen oder Barren musst du Referenzwerte ansetzen. Wenn du dir bei bestimmten Werten unsicher bist oder keine vernünftigen Zahlen ermitteln kannst (zum Beispiel Unternehmen die erst wenige Jahre am Markt sind), dann trage alternativ Werte ein, von denen du überzeugt bist, dass sie ein realistisches Ergebnis darstellen. Orientiere dich dann am besten an vergleichbaren Assets am Markt.
Die ganze Arbeit hat einen Vorteil. Du musst sie nur einmal machen. In Zukunft brauchst du nur dein aktuelles Depot anpassen und siehst wie es sich entwickeln würde. Alle historischen Daten bleiben gleich und müssen nicht wieder erneut herausgesucht werden, außer du möchtest Daten von neuen Krisen erfassen.
Die Entwicklung einzelner Werte in deinem Depot kann nicht unterschiedlicher sein. Es kann Wertpapiere geben, die haben sich zum Jahrtausendwechsel katastrophal entwickelt und während der Finanzkrise waren sie gar nicht betroffen. Sämtliche ermittelten Zahlen sind daher mit Vorsicht zu genießen und dienen lediglich der Simulation. Sobald du alle Daten erfasst hast, wird dir in der Tabelle je nach Szenario der zukünftige Depotwert angezeigt.
Neben der Entwicklung der einzelnen Werte ist am Ende auch die Gesamtentwicklung deines Depots entscheidend. Wie würde sich dein Depot entwickeln, wenn sich ein Crash, wie in der Vergangenheit, wiederholen würde? Wie solltest du investieren? Anhand der verschiedenen Szenarien sowie des Mittelwerts lernst du deine Depotstruktur besser kennen. Deine Aufgabe besteht darin deine Depotstruktur anhand vergangener Krisen zu analysieren und einzelne Punkte neu auszurichten. Simulieren kannst du dies ganz einfach, indem du die Stückzahl deiner bestehenden Positionen veränderst.
Disclaimer & Excel Download
Abschließend sei noch mal gesagt, es handelt sich hier lediglich um eine Simulation. Niemand weiß, was die Zukunft bringt. Man kann sein Depot daher nur anhand der Vergangenheit prüfen und ausrichten. Unterstützend sind hierbei oft Edelmetall- und Rohstoffpositionen sowie nicht zyklische Branchen wie Lebensmittel, Getränke und andere Dinge die wir in unserem Alltag ständig benötigen.
Meine Dividenden-Alarm Mitglieder finden die besagte Excel-Datei im Servicebereich. Dieser ist auf der Login-Seite verlinkt.
Wir haben das Jahr 2021 und der Dax Index steht derzeit bei 15.808 Punkten. Sollte man jetzt noch in Fonds, Anleihen, ETFs (MSCI World ETF etc.) oder Aktien investieren? Oder kommt bald der Crash?
Wenn jemand diese Frage mit Gewissheit beantworten könnte, dann würde er oder sie es ganz bestimmt nicht teilen wollen. Er oder sie würden handeln und in der Anonymität der Welt mit einem Millionen/Mrd. Vermögen verschwinden.
Des Weiteren kann man wohl mit einer hohen Sicherheit sagen, dass niemand es mit Gewissheit, nicht das ob sondern das wann, bestimmen kann. Die Frage, Markus, ist also nicht die Frage die zu stellen ist.
(Meine Sicht auf die Dinge)
Hallo Markus,
die Vorgehensweise sollte sich immer an der Bewertung von einzelnen Assets orientieren. Wenn damals, im Jahr 2021, etwas überbewertet war, dann könnte man hier versuchen diese Werte abzusichern oder zu verkaufen. So habe ich es auch punktuell getan. Gleichzeitig sollte man in dieser Situation erkennen, dass wenn der Markt oder Assets teuer sind, man auf Zukäufe im Depot (einzeln oder Sparpläne) lieber verzichtet.
Gruß
Alex