Artikel 2 von 4 der Artikelserie: Spar dich reich – die 7 Sparsünden
Die erste Sparsünde habe ich euch bereits vorgestellt. Neben dem frühzeitigen Start ist auch die Ermittlung des Zielkapitals sehr wichtig. Nichts ist schlimmer, als in 40 Jahren zu merken, dass man all die Jahre zu wenig getan hat. Im heutigen Artikel geht es mit den Sparsünden 2 und 3 weiter.
Sparsünde 2: Riester-Zulagen verschenken
Riester Verträge sind immer so eine Sache. Es wird einem der Eindruck vermittelt, dass es sich hierbei um ein Highend-Finanzprodukt handelt, dass jeder haben sollte. Auch wenn der Staat großzügige Zuschüsse gibt, unterm Strich lohnt sich das Produkt nicht für jeden. Das ist meine ganz persönliche Meinung. Profitieren tun alle Geringverdiener und kinderreiche Familien. Besserverdienende und kinderarme Familien dagegen sollten einen Riester Abschluss gut überdenken. Warum?
Ganz einfach: Wer sehr gut verdient, für den ist die geforderte 4% jährliche Sparleistung ein zu großer Geldbetrag nur um die jährlichen 154,- Euro Riesterzulage zu bekommen.
Ein grobes Beispiel: Der jährlichen Einzahlung von 2.000,- Euro steht die Riesterzulage von 154,- Euro gegenüber. Zudem wird das gesamte Kapital in ein absolutes Garantie-Niedrigzinsprodukt angelegt. Es ist für mich schon ein riesiger Unterschied, ob ich selbst nur 300,- Euro oder 2.000,- Euro im Jahr aufwenden muss um die 154,- Euro vom Staat zu bekommen.
Wer wenig verdient und viele Kinder hat ist der Gewinner von Riester. Der Eigenbeitrag ist sehr gering und die Riesterzulage beträgt mehrere hundert Euro im Jahr. Die Besparung läuft sozusagen fast nur durch den Staat. Dann ist es auch fast schon egal, dass am Ende eine Verzinsung von unter 2% mit dem Produkt erzielt wird.
Meistens werden in den Finanzprospekten sehr hohe Renditen für Riester angegeben, weshalb die meisten Menschen den Finanzberatern die Riester-Produkte aus den Händen reißen. Dabei wird den Kunden die Zulage vom Staat als Rendite verkauft. Das Produkt selbst, also mit heraus gerechneter Riesterzulage, wirft dagegen kaum einen vernünftigen Zinsertrag ab. Also reine Produktkosmetik.
Nach der realen Verzinsung fragt aber niemand und die meisten Produktanbieter offerieren diese Zahlen auch erst gar nicht. Und wenn ihr jemanden trefft, der von seinem Riester schwärmt, dann entweder weil er wenig verdient und viele Kinder hat, weil er das Produkt nicht wirklich verstanden hat oder weil er es euch verkaufen will!
Weitere Hürden hat der Staat bei der späteren Verwendung des Riesterkapitals eingebaut. In der Zukunft hat man wenig Flexibilität was die Auszahlung und vor allem die nachgelagerte Besteuerung betrifft. Informiert euch über diese Punkte bitte VOR Vertragsabschluss!
Sparsünde 3: Betriebliche Altersvorsorge nicht nutzen
Auch bei diesem Punkt stellt sich mir die Frage, welche Rendite ergibt sich am Ende. Denn 4% des Bruttoeinkommens sind ja nicht wenig, vor allem wenn man an anderer Stelle auch noch etwas sparen will (Sparquote) oder muss (Riesterbesparung).
Und oft werden Anleger mit Steuersparmöglichkeiten gelockt. Gerade in solchen Fällen, sollte man sich immer die tatsächliche Endrendite ausrechnen lassen und einen Vergleich anstellen, wie viel Rendite mit herkömmlichem Vermögensaufbau erzielt werden würde. Es kann durchaus vorkommen, dass eine Direktversicherung, trotz Steuerbegünstigung und Entgeltumwandlung am Ende weniger abwirft als das Fondssparen oder der Kauf von Dividenden-Aktien.
Ich persönlich bin kein Freund von Vermögensaufbau mit Versicherungen, aber das muss am Ende jeder für sich selbst entscheiden. Die Frage die sich jeder stellen sollte: Möchte ich Geld ansparen oder mich versichern? Dazu muss die Rendite sowie die Abschluss- und laufenden Kosten ermittelt werden. Wenn die Rendite wie bei Riester minimal ist, dann macht das ganze keinen Sinn.
Habt ihr Riesterprodukte und seid ihr auch überzeugt davon?
Hi Alex,
danke fuer Deinen Blog und Deine Aktivitäten bei Wikifolio. Ich hoffe, dass Du die Zeit, Lust und Energie hast, das weiter zu machen.
Also ich habe seit Beginn Riester, weil der ursprüngliche Vertrag geringe Kosten und ansehnliche Renditen vorsah. Nach zehn Jahren habe ich das dann wegen Jahr zu Jahr Verdoppelung der Kosten den Vertrag bei der Aachen Münchener Versicherung (ja das sind die mit dem Slogan „Mit Geld spielt man nicht“ sondern man zieht es den Kunden von der Rendite ab) auf einen Wohnriester übertragen und werde den nutzen um Wohneigentum zu finanzieren. Denn das ist besser als irgendwelche dubiosen Sparformen und die Kosten sind (nach intensiver Recherche) auf die 1%-ige Abschlussgebühr, die auf fünf Jahre verteilt wird, beschränkt. Der Zins ist mit 1,5% p.a. annehmbar und wenn 2020 der Vertrag zuteilungsreif ist, dann bekomme ich noch einen 2%-igen Zinszuschlag über die gesamte Laufzeit, wenn ich kein Darlehen nehme. Und dann muss ich noch sagen, dass Riester ideal ist, wenn es ein Ehepaar ist, bei dem einer Pflichtbeiträge in die gesetzliche RV zahlt und der andere nicht, weil dann der „Nichtzahler“ mit nur EUR 60,00 p.a. Eigeneinsatz die volle Zulage von EUR 154 p.a. kassiert. Und ab einem gewissen steuerlichen Einkommen übersteigt dann die Steuerersparnis auch die Zulage, so dass von dieser Seite auch noch ein Effekt kommt.
Was die betriebliche Altersvorsorge angeht, so bin ich auch kein grosser Fan davon, da die Kosten intransparent und die Renditen wage sind. Ich habe aber seit 10 Jahren (also noch vor der Umstellung der Versteuerung bei KLV) eine KLV-Direktversicherung auf Fondbasis. Und das sieht echt gut aus, da ich voll auf Aktien gesetzt habe und wegen guter Streuung auch 2008/2009 keine grossen Einbußen hatte. Da ich privat krankenversichert bin, habe ich auch nicht das Problem, dass bei Auszahlung die Krankenkasse die Hand aufhält.
Na dann bis demnächst.
VG
Rir
Hallo Rir,
vielen Dank für deinen umfangreichen Kommentar.
Du hast es im Grunde auf den Punkt gebracht. Es gibt wenige Konstellationen bei denen sich Riester am Ende vielleicht doch lohnt.
Nämlich dann, wenn man selbst so wenig wie möglich einzahlt und den Vertrag fast nur durch Zulagen bespart. Am besten die eigene Zulage plus die für mehrere Kinder. Da kann schon eine Menge bei rauskommen.
Gruß
Alex
[…] von unter 2% mit dem Produkt erzielt wird. Weitere Vor- und Nachteile habe ich in diesem Blogartikel […]