Dividende ist nicht gleich Dividende Neben dem Interview mit Holly dem Dividenden Backpacker gibt es heute noch einen Gastartikel eines anderen Finanzbloggers. Alexander von Short-Aktien.de schreibt uns heute über das Thema Dividende und warum man nicht nur blind auf die Dividendenrendite schauen sollte. Wir würden uns freuen, wenn ihr Alexander einen hilfreichen Kommentar schreibt und auch seinen Blog besucht.

Wer Interesse hat mal einen eigenen Gastartikel hier zu veröffentlichen, der sollte grundsätzlich eine gewisse Erfahrung im Erstellen von Texten haben und über einen angenehmen Schreibstil verfügen. Bei Fragen oder Ideen schreibt mir gern.

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Vorstellung des Gastautors

Alexander von Short-Aktien.deAlexander investiert seit 2014 in Aktien und ETFs. Während des Studiums entdeckte er das passive Einkommen und wollte mehr zu diesem Thema wissen. Ein Jahr später entstand sein Blog, namens short-aktien.de. Seit dem versucht er so viele Zweige des passiven Einkommens anzuzapfen und probiert neben Aktien und ETFs vieles aus: Crowdfunding, P2P oder Krypto. Alexander wohnt in Dresden und arbeitet in einer Steuerkanzlei.

Es gibt auf dem Aktienmarkt so viele Dividendentitel, dass es unmöglich ist, sie alle zu besitzen. Täglich gibt es neue Analysen, die einem ins Ohr flüstern, dass die eigenen Aktien nicht mehr so gut sind. Aber lassen Sie sich nicht zu schnell von hohen Dividenden verführen.

Dividende ist nicht gleich Dividende

Schiele nicht auf eine andere Dividendenrendite

Eines der wichtigsten Dinge, die Sie sich bei Ihren Dividendenanlagen merken sollten, ist, dass Sie jedes Wertpapier aus einem bestimmten Grund gekauft haben. Es kann leicht passieren, dass Anleger ein anderes Wertpapier mit einer höheren Rendite sehen und umschichten wollen oder das Gefühl haben, dass ihre aktuellen Positionen unzureichend sind. Die Quintessenz bei Dividendeninvestitionen ist, dass es um mehr als nur die Rendite geht. Eine Aktie mit einer Dividendenrendite von 2 %, einer soliden Historie und einer konsistenten Ausschüttung ist attraktiver als eine Aktie mit einer Dividendenrendite von 4 %, einer schlechten Ertragsverwaltung und einem flatternden Aktienkurs.

Ein gutes Beispiel ist die REIT-Branche (Real Estate Investment Trust). Viele REITs glänzen mit enormen Renditen und das sogar monatlich, aber ein Blick unter die Motorhaube vieler REITs kann einige erschreckende Zahlen offenbaren, wie z.B. nicht nachhaltige Ausschüttungen, zu viele Schulden oder ein gefährliches Engagement bei steigenden Zinssätzen. In anderen Fällen kann es sein, dass eine Aktie eine hohe Ausschüttung hat, weil ihr Kurs einen Rückschlag erlitten hat, was ein Zeichen für weitere kommende Probleme sein kann. Anleger sind besser beraten, wenn sie sich an die Fundamentaldaten halten und in zuverlässige, solide Dividendenzahler investieren.

Als Beispiel zeigen wir die Dividendenrenditen einiger der stabilsten Dividendenzahler in der jeweiligen Branche im Vergleich zu denen mit höheren Dividendenrenditen, um zu veranschaulichen, dass eine höhere Dividendenrendite nicht immer die beste Aktienauswahl ist. Im Folgenden werden die Renditen und Erträge von zwei relativ stabilen, aber vielleicht eher „grauen Mäuschen“-Unternehmen und zwei Gegenstücken mit hoher Rendite dargestellt; ihre Renditen sind unten aufgeführt:

Dividendenrenditen Beispiele

– Coca Cola (ISIN: US1912161007): 3,2 %
– Apple (ISIN: US0378331005): 0,67 %
– Pennantpark Investment (ISIN: US7080621045): 19 %
– Meredith Corp (ISIN: US5894331017): 12,4 %

Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass eine höhere Dividendenrendite nicht immer besser für Sie und Ihre Anlageziele ist. Sie sind besser dran, wenn Sie sich an eine zuverlässige Dividende von einem Unternehmen mit stabilen, soliden Finanzen halten.

Dividenden reinvestieren

Wer seine Dividenden reinvestiert, profitiert gleich doppelt und kann nebenbei ein stärkeres Wachstum in seinem Depot verzeichnen. Als erstes profitiert man selbstverständlich von der Dividende selber. Als zweites kommt der eigentliche Kurs.

Reinvestiert man die Dividenden wieder in Dividendentitel, erschafft man ein schönen Kreis aus immer wiederkehrenden Zahlungen. Im Laufe der Zeit und mit zunehmendem Kapitaleinsatz können die Dividendenausschüttungen weiter ansteigen, so dass sich das investierte Kapital erhöht und das System von da an weiterläuft.

Quellensteuer beachten

Sie haben einen schöne Dividendenaktie in Deutschland gefunden? Wer den eigenen Steuerfreibetrag von 801€ überschreitet, muss dann 25% (plus Solidaritätszuschlag) an den Staat abführen. Hier eine Auflistung der anderen Länder und deren Quellensteuer:

– Großbritannien: 0%
– Brasilien: 0 %
– Frankreich: 25 %
– USA: 30 %
– Japan: 15 %
– Russland: 15 %

Ab gewissen hohen Summen kann man hier aber die Steuerlast mit entsprechenden Formularen senken. Als erste Anlaufstelle sollte in solchen Fällen das Bundeszentralamt für Steuern sein.

Die Ausschüttungsquote

Die Ausschüttungsquote (Payout-Ratio) ist eine der wichtigsten Kennzahlen in der Welt der Dividenden. Sie wird verwendet, um festzustellen, ob der aktuelle Gewinn eines Unternehmens die Höhe der Dividende angemessen unterstützen kann oder nicht. Es wird berechnet, indem die Dividende durch den Gewinn pro Aktie geteilt wird, wie unten dargestellt:

Ausschüttungsquote = Dividende pro Aktie / Gewinn pro Aktie

Ein Verhältnis von über 100% bedeutet, dass ein Unternehmen mehr ausschüttet als es einnimmt, was typischerweise ein no-go ist, wenn es um langfristige Zuverlässigkeit geht. Es gibt zwar keinen bestimmten „Sweet Spot“ für eine Ausschüttungsquote, aber alles, was sich der 100 %-Marke nähert oder sie übersteigt, ist oft ein Grund zur Sorge. Es ist auch wichtig für Investoren, sich an den Gewinnschätzungen für die Zukunft zu orientieren, um die Ausschüttungsquoten richtig zu berechnen.

Verlieben Sie sich nicht in eine Aktie

Es kann einfach sein, eine hohe Rendite bei einer Aktie zu sehen und sich sofort zu dieser Zahl hingezogen zu fühlen. Das Problem mit dieser Denkweise ist, dass eine Aktie mit einer hohen Rendite oft mit erheblichen Rückschlägen einhergehen kann. Eine Rendite kann einfach deshalb hoch sein, weil sich ein Wertpapier unterdurchschnittlich entwickelt und sein Kurs fällt, während seine Rendite steigt. Eine hohe Rendite nützt Ihnen nicht viel, wenn Ihre Kapitalbasis ständig an Wert verliert.

Erinnern wir uns, dass die Ausschüttungsquote eine weitere Kennzahl ist, die Investoren bei einer hohen Rendite im Auge behalten sollten. Vielleicht nutzt das Unternehmen eine nicht nachhaltige Ausschüttungsquote, um Investoren zu locken. In diesem Fall sind Sie woanders besser aufgehoben. Es gibt sicherlich Zeiten, in denen ein Unternehmen eine hohe Dividendenrendite auf einer beständigen Basis aufrechterhalten kann, aber Investoren sollten sich einer hohen Rendite immer mit Vorsicht nähern.

Dividenden Kontinuität ist ein Segen

Dividendenerhöhungen bei Wertpapieren in Ihrem Portfolio sind unerlässlich, wenn es darum geht, die Rendite zu steigern. Eine konstante Dividendenerhöhung kann auch ein Zeichen für ein gesundes Unternehmen sein. Bücher können gefälscht werden und clevere Berichtstechniken können die tatsächliche Leistung eines Unternehmens falsch darstellen, aber eine kalte, harte Bargelddividende kann einfach nicht gefälscht werden. Ein Unternehmen, das seine Ausschüttung ständig erhöht, ist oft gut geführt und stabil. Selbst wenn die Erhöhung nur ein paar Cent pro Jahr beträgt, können sich die Ergebnisse im Laufe der Zeit schnell summieren.

Es sollte beachtet werden, dass es einen Nachteil für ein Unternehmen mit einer Historie von Dividendenerhöhungen gibt, da es mehr Druck erzeugt, diese Erhöhungen im Laufe der Zeit beizubehalten, zum Beispiel Coca Cola. In einigen Fällen kann dieser Druck zu risikoreicheren Gewohnheiten führen, um die Nachfrage der Investoren zu befriedigen, weshalb Sie immer ein Auge auf die Finanzdaten eines Unternehmens haben sollten, um sicherzustellen, dass die Dividenden immer noch durch starke Erträge generiert werden.

Dividende ist nicht alles

Es gibt eine Reihe von Fundamentaldaten hinter jedem Wertpapier, die es zur richtigen oder falschen Wahl für Sie machen, von denen viele nichts mit der Dividendenausschüttung zu tun haben. Dinge wie Kursentwicklung, Gewinnwachstum und Gewinn sind nur einige der wichtigsten Attribute, auf die Anleger achten müssen.

Eine attraktive Rendite wird sicherlich die Blicke auf sich ziehen, aber investieren Sie niemals allein aufgrund der Rendite. Um sicherzustellen, dass Sie solide Investitionen tätigen, sollten Sie immer einen Blick unter die Haube eines potenziellen Wertpapiers werfen und sicherstellen, dass Sie verstehen, wie das Unternehmen arbeitet und wie es für die Zukunft aufgestellt ist. Ein solides Unternehmen wird oft zu einer starken Dividende führen, aber eine starke Dividende führt nicht immer zu einem starken Unternehmen.

Das Corona-Phänomen

Manche Dinge im Leben sind einfach zu schön, um wahr zu sein, und das ist bei bestimmten Dividendenaktien der Fall. Es handelt sich dabei um ein Phänomen, bei dem eine Dividendenrendite stark und eine Aktie billig aussieht, weil ihr Kurs gefallen ist, es sei denn der Kurs ist aus legitimen Gründen gefallen (z.B wie bei Wirecard durch den Betrug), wodurch die Aktie wie ein Fehlkauf aussieht. Das erste Anzeichen für eine Wertfalle ist ein Unternehmen, das weit mehr ausschüttet als seine Konkurrenten. Übermäßig hohe Auszahlungsquoten sowie sinkende Cashflows bei stabilen Renditen sind weitere Anzeichen für „Value Traps“.

Während Anfang 2020 fast alle Aktien massiv gefallen waren, waren die Dividenden immer noch die gleichen. So gab es viele solide Unternehmen mit über 10% Dividendenrendite. Sicherlich wurden viel im gleichen Jahr gekürzt, aber man sollte sich nicht blenden lassen.

Bonus Dividende

Eine der Nuancen der Dividendenindustrie ist die Fähigkeit eines Unternehmens, eine spezielle oder einmalige Dividendenausschüttung zu initiieren. Für diejenigen, die diese Ausschüttungen nicht genau im Auge behalten, kann eine Aktie viel rosiger erscheinen als normal. Ein gutes Beispiel ist Microsoft, das 2004 eine große Sonderdividende ausschüttete.

Investoren sollten auch bedenken, dass nicht alle Dividenden in Form von hartem Bargeld kommen. Während es für einige Anleger in Ordnung sein mag, zusätzliche Aktien statt Bargeld zu erhalten, kann es für andere, die auf das Einkommen angewiesen sind, ein Nachteil sein. Wenn Sie den richtigen Dividendenzahler für sich auswählen, sollten Sie immer einen Blick auf die historischen Ausschüttungen werfen, um ein besseres Gefühl für die Gewohnheiten und das Verhalten der einzelnen Unternehmen und ihrer jeweiligen Ausschüttungen zu bekommen.

Fazit

Der Einstieg in das Leben von Dividenden kann anfangs etwas einschüchternd sein, wenn man all die beweglichen Teile betrachtet. Für Anfänger ist es wichtig, sich die Zeit zu nehmen, die grundlegenden Konzepte zu verstehen, bevor man zu komplexeren Strategien übergeht. Denken Sie daran, dass Investieren ein lebenslanger Lernprozess ist und dass man Fehler machen kann und darf, wenn man aus ihnen lernt.